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geboten und auf den Schutz der eigenen Länder berechnet seien[1]. Ja es sah so aus, als sollten die kühnsten Hoffnungen des Preussischen Königs noch durch die Wirklichkeit weit übertroffen werden. Denn wenige Wochen später (Anfang October) empfing er eine zweite Depesche seines Petersburger Gesandten, in welcher dieser ihm auf Grund einer neuen Unterredung mit Panin davon Mittheilung machte, dass man in den Russischen Regierungskreisen über die „energischen Vorschläge“ Friedrichs des Grossen vom 4. September und über dessen „würdiges Schreiben“ an Gustav[2] die lebhafteste Freude geäussert habe, die Execution der vom Berliner Hofe vorgeschlagenen Declaration indessen wegen innerer und äusserer Schwierigkeiten bis zum Spätwinter hinauszuschieben wünsche[3].

Je mehr König Friedrich die von Russland gewünschte Verzögerung der „Demonstrationen“ gegen Schweden als eine hochwillkommene Förderung seiner Nordischen Friedenspolitik betrachten durfte[4], desto weniger verabsäumte er es natürlich, aus dieser unverhofft günstigen Conjunctur auf alle Weise Kapital zu schlagen. So liess er unablässig in Petersburg insinuiren, dass das Russische Ministerium seinen „Groll“ über die Revolution in Schweden unbesorgt verbergen könne, bis man in „confidentiellem Concert“ die „für die Ruhe im Norden und für die Erhaltung unseres Systems“ nothwendigen „Arrangements“ getroffen habe, da Schweden wegen seiner militärischen und finanziellen Schwäche vorläufig zu jedem „Gewaltschritt“ (démarche de vigueur) oder „offensivem“ Angriff unfähig sei[5]. So liess er

  1. Solms an Friedrich, 4. September. Hjelt [Beilagen] S. 28 f.
  2. In kluger Berechnung hatte Friedrich Abschriften seines Briefwechsels mit Gustav an Katharina übersandt, um derselben zu beweisen, dass er sich seinem Neffen gegenüber „assez vertement“ auszudrücken pflege.
  3. Vgl. das Referat über diese Depesche bei Hjelt S. 87 f.
  4. Am 14. October schrieb er z. B. an Solms: „Je n’ai pris tout cet objet si fort au coeur qu’en considération de mon alliance avec la Cour de Russie, dont la conservation de la forme de gouvernement en Suède fait un des principaux objets – – –. Vous pouvez même être très persuadé qu’au cas que la Russie la veut oublier, je ne penserai sûrement pas à lui en rafraîchir la mémoire“. Hjelt [Beilagen] S. 30; vgl. Friedrich an Dönhoff, 16. October. Hjelt S. 87.
  5. Friedrich an Solms, 20. September. Smitt II, 175 f.; vgl. Hjelt S. 88, der u. a. eine Preussische Ministerialnote an Solms, 26. September
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 125. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_125.jpg&oldid=- (Version vom 12.9.2022)