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Schweden zahlen, dieses hingegen bis zum 1. Januar 1776 eine Kriegsmacht von 47 456 Mann, 21 Linienschiffen und 8 Fregatten in steter Bereitschaft halten zu wollen sich verpflichtete. So suchte man ferner dem Grafen Osterman Argwohn hinsichtlich der Ehrlichkeit Preussens einzuflössen und das ohnehin gegen König Friedrich im Schoosse des Grossbritannischen Ministeriums herrschende Uebelwollen durch geschickte Insinuationen in einer Weise zu schüren, welche den lebhaftesten Unwillen am Berliner Hofe erregen musste[1]. So wurde endlich in Constantinopel alles aufgeboten, um „unter der Hand und insgeheim“ den Bukarester Friedenscongress zum Scheitern zu bringen oder wenigstens der Schwedischen Regierung den Anspruch auf Unterstützung seitens der Pforte bei einem etwaigen Schwedisch-Russischen Kriege zu sichern[2].

So kam das gefürchtete Frühjahr 1773 heran. In zwei gewaltige Heerlager getheilt, stand ganz Europa unter Waffen und spähte erregt nach Südosten, wo am grünen Tisch über das Geschick Schwedens entschieden werden sollte. Am 19. März fiel endlich in Bukarest die Entscheidung, indem an diesem denkwürdigen Tage die letzte, fruchtlose Conferenz zwischen den Russischen und Türkischen Unterhändlern stattfand. Schweden war gerettet. Am 18. April gelangte die Kunde vom Scheitern des Congresses über Petersburg nach Stockholm, von dem dortigen Hofe mit wahrhaft frenetischem Jubel begrüsst. Denn jetzt durfte man zum mindesten sich der Hoffnung hingeben, dass die seit Anfang März stündlich befürchtete Russische Kriegserklärung einen längeren Aufschub erleiden würde.

  1. Behnisch, 23. Februar: Man wolle „semer la discorde entre V. M. et l’Impératrice de Russie“ und habe Osterman insinuirt, „comme si V. M. n’agissait pas avec une parfaite sincérité à l’égard de sa Cour“. Preussische Ministerialnote an Behnisch, 9. März: „Les liens d’amitié et de concorde qui m’unissent à l’Impératrice, sont trop forts et fondés sur des intérêts réciproques, trop solides pour que l’on parvienne jamais à les rompre par de telles machinations“. – Vgl. Friedrich an Behnisch, 26. Februar: „Je sais donc que je n’ai rien de bon de me promettre de la part du ministère suèdois – – –. Mais – – – avec toute leur mauvaise volonté on ne saurait me nuire absolument en rien, de sorte que je m’embarrasse très peu et même point du tout de leurs sentiments à mon égard“. Hjelt S. 140 Anm. 1.
  2. Ueber das Vorgehen der Schwedischen Diplomatie in Konstantinopel vgl. die hochinteressanten Mittheilungen bei Hjelt S. 155–60.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 139. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_139.jpg&oldid=- (Version vom 13.9.2022)