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Die Arbeiten für die ältere Baierische Abtheilung haben eine neue Organisation erhalten. Die Krankheit, durch welche die Thätigkeit des bisherigen Leiters dieser Unternehmung, Prof. v. Druffel, seit mehreren Jahren gelähmt worden war, hat, gerade als er im Stande zu sein glaubte, von neuem Hand anzulegen, seinen Tod herbeigeführt. An seine Stelle ist Dr. M. Lossen getreten. Unter seiner Leitung hat Dr. K. Brandi den Nachlass des Verstorbenen geordnet und dann zu Wien die durch Druffel begonnene Sammlung der Relationen des Dr. Zasius an Kg. Ferdinand fortgesetzt. Er wird sich weiter bemühen, den 4. Band der Beiträge zur Reichs-G. zum Abschluss zu bringen. Ausserdem wird unter Leitung Dr. Lossen’s die spätere Correspondenz Hzg. Albrecht’s V., darunter namentlich die Acten des Landsberger Bundes, von Dr. W. Götz, der in die Dienste der Comm. tritt, bearbeitet werden. Damit ist die Aussicht auf vollständige Ausführung des ursprüngl. Planes gegeben.

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Für die jüngere Baierisch-Pfälzische Abtheilung, die Briefe und Acten zur G. des 30jähr. Kriegs, sind die Arbeiten mit verstärkten Kräften fortgeführt worden. Der neue Mitarbeiter, Dr. A. Chroust, unterstützte zunächst den Leiter der Unternehmung, Prof. F. Stieve, in der Sorge für den 6. und 7. Band, welche den Jahren 1608–10 gewidmet sein werden. Insbes. führte er den Auftrag aus, die von Stieve in den Wiener Archiven verzeichneten Actenstücke für die genannten Jahre theils auszuziehen, theils abzuschreiben. Der Druck des 6. Bandes soll in diesem Jahr beginnen; der 7. Band wird unmittelbar folgen. Unterdess wurde durch Dr. K. Mayr-Deisinger die Forschung für die Jahre 1618–20 in München fortgesetzt. Das Staatsarchiv gewährte durch seine Kurpfälz. und seine Baier. Papiere reiche Ausbeute für die Pfälz. Politik vor und nach der Böhm. Wahl, das Reichsarchiv für die inneren Angelegenheiten Baierns und der Liga. Auch die Camerarische Sammlung der Staatsbibl. bot eine Fülle von Nachrichten über die Pfälz. Politik. Daneben verschaffte eine eingehende Beschäftigung mit der polit. Tageslit. derselben Jahre volle Auskunft über Ursprung, Zweck, Datum und Wirkung der einzelnen Publicationen. Mayr-Deisinger wird fernerhin die Durchforschung der Münchener Schätze, welche noch vor kurzem durch Auffindung einer grossen Menge noch untergeordneter und nie benutzter Acten im Staats-A., die dem nach der Schlacht am Weissen Berge und in Heidelberg erbeuteten Archiv der Kurpfälzer angehören, ansehnlich vermehrt worden sind, zunächst sich angelegen sein lassen, dann aber die Arbeit in auswärtigen Archiven und Bibll. beginnen. Vor allem muss Simancas für die Jahre 1608–20 besucht werden. Währenddessen und während des Druckes des 6. und 7. Bandes will Stieve mit Chroust’s Hilfe sich der Vorbereitung des 8. Bandes, für die Jahre 1611–17, zuwenden.

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Die im vorigen Jahr beschlossenen neuen Unternehmungen, die Actensammlung zur G. Baierns im Reformationszeitalter und die Herausgabe von Correspondenzen der Humanisten des 15. und 16. Jahrhunderts, sind theils in Folge des Todes des Prof. v. Druffel, theils im Hinblick auf die wachsenden Kosten der älteren Unternehmungen vorläufig zurückgestellt worden.

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Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 161. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_174.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)