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Ueber das Preussische Historische Institut in Rom wurden zuletzt im 1. Heft des vorigen Jahrgangs einige Notizen gegeben. Indem wir die damals in Aussicht gestellten ausführlicheren Mittheilungen erst jetzt nach Jahresfrist bringen, können wir über die Thätigkeit des Instituts in den letzten zwei Jahren zusammenfassend berichten. Für genauere Angaben über allerhand Einzelheiten sei dabei auf den Artikel in der AZtg Beil. Nr. 233 verwiesen. Die Leitung des Instituts liegt wie bisher in Berlin bei einer akad. Commission, bestehend aus den Herren v. Sybel, Wattenbach und Lenz. Der Vorsitz ging im März 1892 von Geh.-R. v. Sybel auf Geh.-R. Wattenbach über. – Auf die Personalveränderungen in Rom kommen wir weiter unten zurück.

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Die Hauptfrucht der bisherigen Arbeiten liegt in den drei Bänden der Nuntiaturberichte aus Deutschland vor, welche in diesem Frühjahr erschienen sind. Bd. 1 u. 2 der 1. Abtheilung, aus der Reformationszeit, bearb. von Prof. Friedensburg, enthalten die Nuntiaturen des P. P. Vergerio 1533–36 und die Nuntiatur des Giov. Morone, Bischofs von Modena, 1536–38. Die beiden Bände sind in dieser Zeitschrift schon besprochen worden, s. im vorigen Heft (Bd. 7 p. 333–6). Der 3. Band eröffnet die 3. Abtheilung, die die Regierungszeit Gregor’s XIII. 1572–85 umfasst. Dr. Hansen hat darin die Nuntiaturberichte gesammelt, welche sich auf den Kampf um Köln, die Wahl und den Abfall des Erzb. Gebhard Truchsess von 1576–84 beziehen. Vgl. Bibliogr. Nr. 686. Die dazwischen liegende 2. Abth., d. i. die Pontificate Pius IV. u. Pius V. 1560–72, ist nach glücklicher Verständigung über eine einheitliche Bearbeitung von dem Istituto austriaco übernommen worden. Das Nähere darüber in unserem Bericht über das Oesterr. Institut ’92, 137.

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Für das Preussische Institut war dieses Abkommen, das eine im übrigen glückliche Lösung des peinlichen Conflictes herbeiführte, mit dem Nachtheil verbunden, dass die im Arbeitsjahr 1890–91 ausgeführten Arbeiten für die ersten 8 Jahre Maximilian’s 1564–72 ganz verloren gingen. – Dieselben waren dem Secretär Prof. Quidde zugefallen, der dabei seit dem Frühjahr 1891 durch Archivar Dr. Arnold u. Dr. Kaufmann unterstützt wurde. Die dann vom Secretär übernommene Publication der Berichte vom Kaiserhofe aus Gregor’s XIII. Zeit ist im letzten Jahre ebenfalls nicht recht von der Stelle gekommen, da der Bearbeiter zu stark durch andere Obliegenheiten und Secretariatsgeschäfte in Anspruch genommen war. Im übrigen aber ist für den raschen Fortgang der Publication aufs beste gesorgt. Ein 3. Band der 1. Abth., der bis 1539 reicht, ist von Prof. Friedensburg schon nahezu druckfertig gestellt. Aus der 3. Abth. bearbeitet der frühere 2. Assistent Dr. Hansen, jetzt Stadtarchivar in Köln, noch die Berichte von den Reichstagen, während sein Nachfolger Dr. Schellhass sich den Berichten des Porzia aus Süddeutechland 1573–76 zugewandt hat, die für die inneren kirchlichen Verhältnisse besonders interessant sind. Dr. Sch. hofft seinen Band im nächsten Frühjahr abschliessen zu können. Für die Herausgabe dieser Nuntiaturberichte des 16. Jahrhunderts hat die Preussische Archivverwaltung dem Institut ihre Hilfe gewährt, während das frühere Verhältniss des Instituts zur Münchener Historischen

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 162. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_175.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)