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Publicationen auszuführen. Um eine feste Grundlage für die Deutschen Provinzialforschungen zu schaffen, soll aber nun in weit grösserem Massstabe eine Repertorisirung alles dessen begonnen werden, was die päpstlichen Archive von Germanicis enthalten. Zunächst ging die Absicht dahin, dieses Unternehmen durch eine Vereinigung des Instituts mit mehreren Gesellschaften ins Werk zu setzen. Dieser Vorschlag aber stiess, trotz des in Baden und Württemberg gezeigten Entgegenkommens, auf Schwierigkeiten, und das Institut wird nun voraussichtlich das Project mit eigens dazu entsandten Hilfsarbeitern allein ausführen, das Repertorium aber zur Benützung freigeben.

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Es fehlte dem Institut bisher an einem festen Domicil; Bibliothek und Arbeitszimmer wurden mit der Privatwohnung des Secretärs verbunden. Das hat zwar bisher gerade nicht zu sehr tiefgreifenden Uebelständen geführt, aber es trat doch als ein recht gefährlicher Missstand vor Augen, als im letzten Winter Feuersgefahr das Institut bedrohte, und auch bei einem Personenwechsel im Secretariat, wie er jetzt wieder stattfindet, macht er sich unangenehm fühlbar. Erfreulicher Weise besteht nun die Aussicht, dass auch diese Frage eine befriedigende Lösung findet.

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Der 23. Deutsche Anthropologencongress, der in Ulm v. 1.–4. Aug., tagte, ergab ebenso wie der vorjährige (s. ’91, 203–4) Manches, was für Historiker von Interesse ist. Es sprachen u. a. E. v. Tröltsch (Stuttgart) über Schwabens Vorzeit, F. v. Luschan (Wien) über die anthropolog. Stellung der Juden, J. Kollmann (Basel) über die Herkunft der Arischen Menschenrasse, J. Nüesch (Schaffhausen) über die neueste paläolith. Fundstelle beim Schweizerbild-Schaffhausen; in der Festsitzung polemisirte unter dem Beifall der Versammlung Obermed.-Rath v. Hölder (Stuttgart) gegen die von Quatrefages de Bréau stammende Aufstellung über die sog. Cannstatter Rasse, welche mit dem Mammuth gleichzeitig existirt haben soll. R. Virchow constatirte, dass der Mensch bisher noch nicht mit absoluter Sicherheit weiter zurück als bis zur Rennthierperiode nachgewiesen sei. Joh. Ranke (München) trat mit Wärme für die Errichtung eines Nationalmuseums in Berlin ein, das ein vollständiges Bild der gesammten Dt. Culturentwicklung von der Urzeit bis auf die Ggw. bieten soll. – Die nächste Versammlung wird in Hannover stattfinden.

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Die Historische Commission der Provinz Sachsen hielt vom 19.–21. Juni unter dem Vorsitz von Prof. Th. Lindner aus Halle ihre 18. ordentliche Sitzung zu Quedlinburg ab. – Durch den Tod verlor die Comm. den Gymn.-Dir. Dr. G. Schmidt zu Halberstadt, an dessen Stelle Geh.-R. L. v. Wintzigerode-Knorr zu Wehnde zum Mitgliede gewählt wurde. Mit der Stellvertretung des Vorsitzenden wurde Prof. Dr. H. Grössler zu Eisleben betraut, während zum Mitgl. der Comm. und zu ihrem Schriftführer Priv.-doc. L. v. Heinemann zu Halle, der seit 1889 das Schriftführeramt provisorisch verwaltet hat, erwählt ward. Als Versammlungsort für 1893 ist Stendal, ev. Naumburg in Aussicht genommen.

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Von den Geschichtsquellen erschien das Urkundenbuch der St. Wernigerode von A.-Rath Dr. Ed. Jacobs. Binnen kurzer Zeit wird

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 164. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_177.jpg&oldid=- (Version vom 28.2.2023)