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1399 zurückgriff. So unbestreitbar das ist, so dürfen wir gleichwohl annehmen, dass Friedrich ein Hauptantheil an dem Zustandekommen der Einung gerade in diesem Zeitpunkte und ebenso für ihre Aenderung und den schliesslichen Zerfall zukommt. Mit dem Könige stand er seit 1421 auf dem denkbar schlechtesten Fusse. Der Gegensatz, in dem beide sich befanden, entsprang den Verhältnissen des Ostens[1], dem für Sigmund höchst unbequemen und bedrohlichen Eintreten Friedrich’s in die Interessensphäre Polens, dessen Krone er an sein Haus zu bringen bestrebt war. Der von beiden Seiten mit wachsender Erbitterung geführte diplomatische Kampf übertrug sich aber auch auf die Deutschen Angelegenheiten.

Schon 1422 hatte Friedrich an der Seite seiner Rheinischen Collegen dem Könige gegenüber gestanden, ohne, so viel wir wissen, urkundlich seinen Beitritt zu dem 1421 geschlossenen Nürnberger Bunde zu erklären. In die Intriguen, die der ehrgeizige und ränkevolle Conrad von Mainz damals spann, scheint er tief verwickelt gewesen zu sein. Zu Ende des Jahres 1423 war seine Lage eine so bedrängte geworden, dass er, um gegen die feindlichen Schritte Sigmund’s das Polnische Verlöbniss aufrecht zu erhalten und zugleich gegen die kampflustigen Grenznachbarn der Mark seine Stellung zu stärken, darauf angewiesen war, die Unterstützung des Kurfürstencollegs sich zu sichern.

Man hat nun angenommen, dass sein Eintritt in den Bund den Preis bedeute, den er für diese Hilfe zahlte, ähnlich wie Friedrich von Sachsen durch den gleichen Schritt von den Kurfürsten die Aufnahme in das Collegium sich erkaufte. Brandenburg wie Lindner sind geneigt, dem Pfalzgrafen Ludwig die Initiative zuzuweisen, obwohl sie in dessen Beurtheilung auseinandergehen. Lindner nennt ihn, den Brandenburg für einen Mann von grosser persönlicher Bedeutung hält, mit Recht einen ganz kleinlichen Politiker. Aber für den Pfalzgrafen lag, nachdem ihm Sigmund erst im Jahre vorher mit Erhöhung der Pfandsumme

  1. Diesen Ursprung habe ich zuerst in den Berichten des Fr. Dt. Hochstifts 1888/89, S. 81 ff., kurz dargelegt. Erich Brandenburg hat ihn in seinem Buche eingehend behandelt. Ueber die Punkte, in denen meine Auffassung von der seinen abweicht, gedenke ich mich demnächst im Zusammenhange mit einigen andern politischen Fragen dieser Zeit, besonders des Nürnberger Reichstags 1422, zu äussern.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_215.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)