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auf die Landvogtei im Elsass ein Geschenk gemacht und beide im guten Einvernehmen geschieden waren[1], augenblicklich kein besonderer Grund zu feindseligem Auftreten gegen den König vor. Freilich musste ihm eine feste Vereinigung zu gegenseitiger Hilfe, die der frühere Bund nicht war, bei seinen Zwistigkeiten mit dem Markgrafen von Baden sehr erwünscht sein.

In noch höherem Masse aber war Friedrich an einem geschlossenen Zusammengehen der Kurfürsten gelegen, er brauchte ihre Einigung nothwendig. Diese Einigkeit war aber bei den unablässigen Zänkereien unter den mit den Flicken und Flickchen ihrer Gebiete auf engem Raume an einander stossenden Rheinischen Herren nur in einer Richtung zu erzielen, in der Gegnerschaft gegen das Reichsoberhaupt, gegen dessen Person Friedrich sich ja zur Zeit in ausgesprochener Feindschaft befand. Sicher ist es, dass er unmittelbar aus der Einung den grössten Nutzen zog. Wenige Tage nach dem Abschluss, am 20. Januar, fordert die Gesammtheit der Kurfürsten den König Wladislaw auf, das Verlöbniss seiner Erbtochter mit Friedrich’s Sohn, den vom Satan angetriebenen Gegnern dieser Verbindung, d. h. dem König Sigmund, zum Trotz, aufrecht zu erhalten. Sie stellen das Interesse des Brandenburgers als eins mit dem des ganzen Deutschen Fürstenstandes dar[2]. Der Bischof von Lebus, der Ueberbringer dieses Schreibens, erhält noch den besonderen Auftrag, gegen die von dem Markgrafen gefürchtete Verpfändung der Neumark an Erich von Dänemark zu wirken[3]. Um den Feindseligkeiten Sigmund’s Halt zu gebieten, ist das Collegium bereit, sein Gewicht zu Gunsten eines Ausgleichs mit Friedrich beim Könige in die Wagschale zu werfen[WS 1].

Ich möchte daher annehmen, dass die Gründung eines Bundes zum gegenseitigen Schutz wesentlich von dem Markgrafen ins Werk gesetzt worden ist. Dass dieser Bund in so scharfer Weise

  1. RTA VIII, Nr. 230, Art. 4; Nr. 311, Art. 9. Schon 1422 auf dem Nürnberger Reichstage hatte sich Ludwig in das königliche Interesse ziehen lassen, und war dem Markgrafen Friedrich durch seinen Zug nach Preussen geradezu feindlich entgegengetreten. Lindner, S. 403, berücksichtigt diese Aenderung der Verhältnisse nicht genügend, wenn er die Feindschaft Ludwig’s gegen Sigmund und seine Freundschaft für Friedrich betont.
  2. RTA VIII, Nr. 298.
  3. Caro, Lib. canc. Stanisl. Ciolek Nr. 80. AÖG 45, S. 471.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Vorige Anmerkungsziffer an dieser Stelle (fehlerhaft) wiederholt
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 203. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_216.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)