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Grundlage auch der Credit der Lieger in Brügge nicht gross sein. Die Firma de Albertis wusste von v. d. Becke weiter zu melden, „das her under dem koufman boze gelouben habe – – –, das man ufsehen dorzu habe, das man nicht czu schaden kome“[1]. Deutlicher aber wie alle Worte, spricht ein Ereigniss, das auch für des Ordens gesammte finanzielle Lage unter Küchmeister äusserst characteristisch ist. Johann Bayseren hatte in London 1600 Nobel in Empfang genommen, um dieselben an Ebert von Megen und Johann Cofeld als Vertreter der Livländischen Städte abzuliefern[2]. Gesike, augenscheinlich in grösster Geldverlegenheit, bewog Bayseren, gegen persönliche Bürgschaft ihm statt Cofeld diese Summe auszuliefern, die er dann dem Procurator sandte. Zwar leugnete der oberste Marschall[3] eine derartige Verwendung im Interesse des Ordens; aber Gesike’s wiederholte Versicherung, dass dem so sei[4], findet eine Bestätigung durch Erklärungen der Consuln wie der Alterleute der Deutschen Hansa zu Brügge[5].

Fast ein Jahr verging, ohne dass Rückzahlung erfolgte. Cofeld und Megen geriethen, als Gesike seines Amtes entsetzt wurde, den Livländischen Städten gegenüber in die grösste Verlegenheit und wussten sich nicht anders zu helfen, als auf die Güter der Ordens-Schäfferei und die Geldsummen, welche die Paternostermacher für Bernstein der Schäfferei schuldeten, Arrest zu legen. Selbstverständlich erregte dies Ereigniss allgemein die Aufmerksamkeit, um so mehr, als der Orden zum Entgelt den Paternostermachern die Lieferung des Bernsteins versagte. Obwohl bereits vor April 1420 der Arrest ausgebracht war[6], schwebten fast das ganze Jahr 1421 hindurch Verhandlungen mit den Livländischen Städten, die schliesslich zu einem Vergleich führten. Der Hochmeister verpflichtete sich gegen Aufhebung des Arrestes vom 24. Juni 1422 ab in jährlichen Raten von 150 Nobeln das schuldige Object von 1600 Nobeln zu begleichen[7]. Fast elf Jahre glaubte der Orden also Zeit nöthig zu haben, um eine Summe von 1600 Nobeln abzuzahlen. Ueber ein Jahr war deshalb

  1. Schbl. I a Nr. 76, 90, 130.
  2. Schbl. LXXXII Nr. 42.
  3. Schbl. LXXXIII Nr. 53.
  4. Schbl. LXI Nr. 49; Bunge V, 628 Nr. 2465.
  5. Schbl. LXXXIII Nr. 40 u. Nr. 42.
  6. Bunge V, 628 Nr. 2465.
  7. Bunge V, 746 Nr. 2552 u. 2560.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 227. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_240.jpg&oldid=- (Version vom 9.3.2023)