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Es mochte der etwas fatalistischen Frömmigkeit Karl’s wie ein Wink des Himmels erscheinen, dass die Vorsehung nicht wolle, dass er auf Bedingungen eingehe, wie sie ihm seine Minister sozusagen abgenöthigt hatten, in welchen er thatsächlich auf Spanien Verzicht leistete. Es schien jetzt nochmals die Möglichkeit gegeben, durch das Waffenglück schon Aufgegebenes, so etwa auch Strassburg, zu retten[1]. Durch die im März geschlossene Neutralitätsconvention war auch die Armee in Spanien gerettet worden, sie sollte jetzt herüberkommen und am Rheine, vielleicht sogar in Italien, eine Rolle spielen. Besonders hier hat die kaiserliche Politik ein weites Feld vor sich gesehen. König Ludwig selbst hat gedroht, er werde die Neutralität Italiens, die der Kaiser ja bereits gebrochen habe – so behauptete er – auch seinerseits nicht respectiren und hier Krieg führen[2] Es bot sich da die Möglichkeit, den in Wien bestgehassten Mann, Victor Amadeus von Savoyen, endlich für seinen wiederholten Vertragsbruch energisch zu züchtigen, ihm das 1703 versprochene Vigevanasco endgültig wieder abzunehmen.

Ja, wenn man einer Anregung des Spanischen Gesandten in Utrecht, Herzogs von Osuña, trauen darf, so wäre ein Angriff auf Sicilien, wie er in Wien geplant wurde, vom Madrider Hofe gar nicht ungerne gesehen worden[3].

Nun, Italien blieb dazumal von Kriegsgreueln verschont: entschiedene Einsprache des Prinzen Eugen, gepaart mit vernünftiger Ueberlegung am Wiener Hofe verhinderte den kaiserlichen Angriff[4] und Ludwig XIV. machte seine Drohung nicht wahr, da er offenbar die Unmöglichkeit einsah, auf zwei Kriegsschauplätzen genügende Truppen operiren zu lassen. Lieber sollte die ganze Macht Frankreichs am Rheine vereinigt bleiben, um hier unter Villars’ Führung nachdrückliche Erfolge zu erringen. Da nun Prinz Eugen nicht im entferntesten ein ähnliches

  1. Vettor Zane 3. u. 16. Juni, W. S. A. F.
  2. Heems 20. Juni und Hoffmann 1. August., W. S. A.; Bolingbroke, Corresp. II. 477/8.
  3. Bericht Heems’ vom 29. Aug. über eine Unterredung Osuñas mit dem Lothringischen Gesandten La Begue, chiffriert.
  4. Arneth, Prinz Eugen, II, 307/8; Conf.-Prot. vom 28. Nov.: bellum siculum jam non posse suscipi, sed cunctandum usque ad alia tempora. W. S. A.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 269. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_282.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)