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davon zu unterrichten. Zugleich werden dem Prinzen „summarische unvorgreiffliche Gedancken und Anmerckungen“ zugeschickt als Directive für seine eventuelle Unterhandlung[1]. Diese Gedanken sind interessant, weil sie die Summe der Wünsche und Hoffnungen enthalten, mit denen der Wiener Hof sich in neue Verhandlungen eingelassen hat. Mit grosser Richtigkeit urtheilen die Minister, dass sich seit dem Utrechter Frieden die kaiserliche Sache durch den Verlust von Landau noch verschlimmert habe und meinen, es werde sich nichts mehr erreichen lassen als folgendes: 1. Für das Reich der Ryswicker Friede, Zurückgabe von Landau, Schleifung von Fort Louis und der anderen am und im Rhein angelegten Französischen Werke. Für Landau ist kein Aequivalent zu geben, dessen Demolirung zu verhindern, dagegen die von Trarbach zuzugestehen[2]. Die Wiederherstellung des Kölners unter bestimmten Vorbehalten betreffs der Garnison in Bonn. Die volle Wiederherstellung des Baiern, aber ohne Sardinien, ohne etwelche sonstige Entschädigung. Sardinien könnte an die Pfalz kommen – Landau nicht. Wenn möglich, wäre ein Austausch zwischen Baiern und den Niederlanden anzustreben; eventuell könnte zu letzteren noch die Oberpfalz gegeben, dafür dann Kurpfalz durch ein Gebiet an der Maas entschädigt werden, worunter aber nicht etwa Luxemburg zu verstehen ist. (Man sieht, es wird da der von Johann Wilhelm geäusserte Vorschlag aufgegriffen.) In diesem Falle blieben dann Baiern, Sardinien und Landau dem Kaiser. Oder Max Emanuel nimmt zu den Niederlanden einen Landstrich zwischen Donau, Lech und Inn; das übrige Baiern sammt der Oberpfalz wird kaiserlich; Kurpfalz erhält den Maasdistrict mit Landau, eventuell auch Sardinien, das aber nach dem Aussterben des Pfälzer Hauses an den Kaiser zurückfallen müsste. Der Rang als erster weltlicher Kurfürst könnte dem Baiern zurückgegeben werden. Gelingt der Austausch nicht, so muss man die Niederlande eben mit den Einschränkungen nehmen, welche die Holländische Barrière fordert – da sich dagegen nichts wird thun lassen. Die Ausstattung der Prinzessin Orsini soll mit äusserster Zähigkeit bestritten

  1. Conferenzen vom 21. u. 22. Sept., 3. u. 4. Oct. Dieser Friedensplan ist von Sinzendorf entworfen.
  2. Man hoffte damals in Wien noch, Freiburg werde sich unter dem tapferen Generale Harsch halten, daher ist davon hier nicht die Rede.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 272. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_285.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)