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werden, schliesslich könnte man aber auch hierin nachgeben. 2. Was Italien betrifft, soll man zuerst auf der Nichtdurchführung der Savoyischen Artikel und auf der Nichtabtretung von Sicilien bestehen. Das wird aber kaum durchzuführen sein; und wenn dann wegen Baiern und Mantua das Gewünschte erreicht würde, so wäre schliesslich darein zu willigen. Aber der Herzog dürfe nicht das Recht erhalten, in dem abgetretenen Gebiete Festungen anzulegen, ebensowenig dürften seine Ansprüche auf Spanien betont werden. Für Sicilien soll er das Vigevanasco zurückgeben, dem Herzoge von Lothringen eine Geldentschädigung zahlen. Von Mantua wäre gar nichts zu reden, sondern vorzugeben, dass das zwischen dem Kaiser und dem Herzoge von Guastalla abzumachen sei. Mirandola könnte herausgegeben werden. Renuntiation auf Spanien dürfe nicht gegeben werden; bezüglich des Titels könnte jeder machen, was er wolle. Wegen Cataloniens werde man sich mit den guten Diensten Frankreichs begnügen müssen.

Der kaiserliche Hof war demnach, wie wir sehen, bereit, eventuell ganz Baiern dem Kurfürsten zurückzustellen, einschliesslich der Oberpfalz, für welche man dann den Pfälzer entschädigen wollte. Zugleich wurde noch immer die Hoffnung aufrecht erhalten, einen Austausch gegen die Niederlande durchzuführen; jetzt, wo noch eine lästige Barrière den Besitz dieser Provinzen einschränken sollte, hatte man in Wien weniger Lust denn je, dieselben in eigene Verwaltung zu nehmen[1]. Der Kaiser war äussersten Falles sogar bereit, auch der Fürstin Orsini die geforderte Besitzung abzutreten[2]. Dagegen wurde, was die Italienischen Dinge anbelangt, noch immer kluge Erwägung von dem Hasse gegen Victor Amadeus verdunkelt. Sinzendorf, der sich aus seiner Utrechter Zeit wohl erinnern mochte, wie energisch sich England besonders dieses Fürsten angenommen hatte, meinte freilich in der entscheidenden Conferenz, in Betreff Italien werde nichts durchzusetzen sein. Jedenfalls waren die kaiserlichen Minister im Herbste 1713 bereit, mehr zuzugestehen, als sie später

  1. Sinzendorf meinte (Conf. vom 3. u. 4. Oct.): wenn das Indianische Geld diesseits wäre, müsste man auch die Niederlande behaupten, weilen aber nit, ein Austausch zu tendiren. Starhemberg: es sei unmöglich, die Niederlande von hier zu behaupten.
  2. Als solche war die Grafschaft Chiny in Aussicht genommen.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 273. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_286.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)