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in Wien nicht zugestanden wurde[1]; im übrigen hätten aber beide Friedensvermittler wohl gestaunt, hätten sie gewusst, wie nahe einander die letzten Concessionen, zu denen sie berechtigt waren, standen. Weil es aber eben die letzten Concessionen waren, so mussten noch stürmische Verhandlungen, Zwischenfälle aller Art, ja scheinbarer Abbruch derselben geschehen, bis man wirklich einig wurde.

Als erster Actschluss dieser Komödie erscheint der Bericht Villars’ nach Paris vom 3. December, worin er meint: wenn der König sich mit Landau und der Erhaltung der Befestigungen von Fort Louis begnügen wolle, so könnte der Friede rasch geschlossen werden[2]. Er hatte vollständig Recht damit, nur erschien diese brüske Lösung des Problems, dieser vorschnelle Verzicht auf alle weiteren Erfolge, die eine längere Verhandlung vielleicht ergeben könnte, der Französischen Diplomatie doch zu arg. Sie erkannte, dass der Marschall Villars zu grossen Spielraum erhalten habe, dass seine Vollmacht einzuschränken sei, dass es ihm unmöglich gemacht werden müsse, die Verhandlung rasch zu Ende zu führen. Künstliche Schwierigkeiten müssten erhoben werden, um vom Prinzen Eugen als Preis für die Beseitigung derselben Concessionen zu erhalten. Ludwig XIV. bekommt daher plötzlich Gewissensbisse über das Schicksal des Baiernfürsten, wenn dieser sich mit dem begnügen müsste, was der König in seinen früheren Befehlen als letzte Concession bezeichnet hatte. Schlankweg wird jetzt auf jeden Fall wieder eine Entschädigung für den Ilbesheimer Vertrag geheischt – das Königreich Sardinien und die Markgrafschaft Burgau werden als Compensation bezeichnet, im äussersten Falle letztere und Luxemburg. Und selbst dabei sollte Villars vorher nochmals die Befehle des Königs einholen. Auch auf den anderen Bedingungen, in welchen er hätte nachgeben dürfen, hatte er jetzt zu bestehen[3].

Die Wiener Conferenz dagegen war über die Berichte Prinz Eugen’s äusserst zufrieden gestellt; sie machte sich aber mit dem Gedanken schon völlig vertraut, dass man auch Landau opfern und für Freiburg die Befestigung von Ft. Louis werde

  1. Arneth II, 318.
  2. Courcy II, 141.
  3. Courcy II, 144 ff.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 279. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_292.jpg&oldid=- (Version vom 8.3.2023)