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Unter dem Datum des 22. Januar erhält Villars von seinem Könige in urbanster Form einen scharfen Verweis[1]; zugleich Anmerkungen zu seinem Projecte, die von 25 Artikeln nur drei unmodificirt lassen. Es sind hauptsächlich Dinge von an und für sich untergeordneter Bedeutung, die Villars cavalièrement übersehen und zugestanden hatte, während dieselben immerhin in Verträgen von internationaler Tragweite die Würde und die Ansprüche eines der Compaciscenten zu compromittiren im Stande waren. So erhält einmal der Kaiser den Titel „kaiserliche und katholische Majestät“ – das involvirt eine Anerkennung seiner Spanischen Ansprüche; es wird nicht ausdrücklich hervorgehoben, dass den Kurfürsten auch ihre Werthsachen, Möbel, Bilder etc. zurückgegeben werden sollen; die Textirung des Catalanischen Artikels ist ein Unding, wie kann der Kaiser das Recht behalten, die Meuterer von Barcelona auch fernerhin thätig zu unterstützen? Eine Reihe von Punkten werden erwähnt, die besser dem zu erhoffenden Frieden zwischen Kaiser und Spanien vorbehalten blieben. Es widerstreite der königlichen Ehre, in einer Deutschen Stadt den Congress tagen zu lassen. Es folgt dann ein ausführliches Gegenproject[2].

Villars’ Wuth und Enttäuschung kannten keine Grenzen. Aber er musste zähneknirschend gehorchen. Das war der richtige Augenblick für den Prinzen, die letzte Mine springen zu lassen; seine Abreise von Rastatt anzutreten. Er that es aber, den Instructionen von Wien entsprechend, in vorsichtiger Form, um den Schein eines entschiedenen Bruchs zu vermeiden. Noch ein Ultimatum sollte nach Paris gesandt werden, dessen prompte und unzweideutige Beantwortung er in Stuttgart abwarten wollte. Es ist anzunehmen, dass Villars mit dieser Haltung des Prinzen sehr einverstanden gewesen ist, zeigte sie dem Pariser Hofe doch in unzweideutigster Weise, wie sehr er im Recht gewesen, als er erklärte, nichts weiter sei zu erreichen, er habe den bestmöglichen

  1. Courcy II, 200 ff. Vogüé 341 ff.; Prinz Eugen schreibt dem Kaiser am 29. Januar, Villars habe ihm gesagt, „man habe ihme unter Anderen vorgeworffen, dass der Entwurff der Convention so vortheylig für E. K. Maj. gefasset seye, dass es vielmehr scheine, dass ich [Prinz Eugen] allein solche aufgestellet“.
  2. Dasselbe wird durch die Beschlüsse der Wiener Conferenz im nächsten Abschnitte beleuchtet werden.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_297.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)