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war dem Kaiser auch für die Folge legitim erworbener Zuwachs gestattet. Für die Oberpfalz eine Entschädigung nicht zu leisten, war man schon Anfang Januar in Wien entschlossen[1], auch das hatte der Friede bestätigt.

Begreiflich, dass Prinz Eugen und sein Werk in Wien enthusiastische Aufnahme fanden[2]. In Deutschland weniger: die Protestanten waren über die Reassumirung der Ryswicker Religionsklausel sehr betroffen; der Kurfürst von der Pfalz verlor seine ganzen Errungenschaften, seine Entschädigung für die Kriegskosten: Oberpfalz und den Rang[3]; der Kurfürst von Hannover hätte gewünscht, seine Ansprüche auf die Englische Krone im Frieden anerkannt zu sehen[4]. Allerdings war dessen Kummer nicht von langer Dauer; seine rasche und glückliche Thronbesteigung liessen ihn jenen Mangel nicht vermissen. Die Gefühle der kaiserfeindlichen Partei in Italien sind begreiflich[5]. Ebenso dass man in Madrid bitter enttäuscht war über die Nichtberücksichtigung der Fürstin Orsini und über den Weiterbestand des Zwistes mit dem Kaiser[6]. Waren Ludwig XIV. und Torcy vielleicht auch nicht ganz zufrieden mit der Art, wie der Friede zu Stande gekommen war, über das Factum selbst musste sie doch hohe Befriedigung erfüllen, ein Gefühl, das vom ganzen Lande getheilt wurde[7].

Das Englische Ministerium endlich zeigte sich, wie Hoffmann am 20. März meldet[8], über den Friedensschluss erfreut, nur darüber ungehalten, dass derselbe ohne sein Zuthun geschehen sei. Im übrigen war er keine Ueberraschung, da die

  1. Conf.-Prot. vom 9. Jan.
  2. Arneth II, 343, Courcy II, 270; 285.
  3. Im April 1713 – als man in Wien den Kurfürsten zur Weiterführung des Kriegs benöthigte, war man bereit gewesen, ihm auf Lebenszeit die Grafschaft Limburg zu geben. Referat über die Sitzung vom 28. April, W. S. A.; im Januar 1714 sandte er den Grafen von Sickingen wegen der Entschädigung nach Wien; er forderte auch eine solche für Landau.
  4. Kurfürst an Prinz Eugen 1. März 1714.
  5. Der Graf Provana schrieb schon am 13. Jan. aus Wien: er könne gar nicht glauben „che si voglia lasciare in tale infelice e stravagante situazione la Spagna e singolarmente l’Italia“. Carutti III, 463.
  6. Courcy II, 273 ff.
  7. Courcy II, 287 ff.
  8. W. S. A.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 290. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_303.jpg&oldid=- (Version vom 10.3.2023)