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Prokopios in die Schranken und folgt den windigen Büchern von Isambert und Debidour. Vielleicht gibt dies Buch einmal den Anstoss zu einer gründlichen, kritischen Würdigung der Geheimgeschichte des Prokop, nachdem Ranke und Debidour die Glaubwürdigkeit derselben, allerdings mit oft wenig stichhaltigen Gründen, angezweifelt haben. Das wäre um so mehr wünschenswerth, als in der neuen Ausgabe der Kirchengeschichte des der Theodora als Beschützerin des Monophysitismus freundlich gesinnten und doch streng wahrheitsliebenden Johannes von Ephesus verschiedenes neues Material zur endgültigen Lösung der Frage vorhanden ist.

Auf Grund dieses letzteren Werkes hat Land eine schöne Studie über den Monophysitismus geschrieben[1], welche uns ein prächtiges Bild von dem gesellschaftlichen und kirchlichen Leben des 6. Jahrhunderts entrollt. Sitten und Gewohnheiten dieser Zeiten, das Klosterleben und das Anachoretenthum, das häusliche und kirchliche Leben, Armenwesen und Schulwesen, die christlichen Liebeswerke, die Entwicklung des Monophysitismus im 6. Jahrhundert, seine Verfolgung und seine Ausbreitung im Osten des Reichs, die Stellung Justinian’s und seiner Regierung zu dieser für die rechtgläubige Kirche gefährlichen Bewegung, sein und der Theodora Leben und ihre Politik, die Reaction der Kirche und des Kaiserthums gegen den Monophysitismus, das alles erfährt durch diese neu erschlossene Quelle eine zum Theil ganz andere Beleuchtung. Insbesondere erfahren wir Neues über Theodora und Justinian, der hier als Förderer der Heidenmission erscheint, ernennt er ja den Johannes zum Haupt derselben in Kleinasien, und Land macht es höchst wahrscheinlich, dass dieser den letzten Anstoss zur Auflösung der Philosophenschule in Athen gab.

In einem kunstgeschichtlichen Aufsatze[2] weist J. Strzygowski nach, dass der fettige zackige Akanthus ein charakteristisches Merkmal Altbyzantinischer Kunst von Theodosius II. an bis Justinian bilde, in Constantinopel zuerst auftrete und sich dann bis Ravenna herüber verbreite, sowie, dass Athen und Griechenland, wie einzelne Fundstücke auf der Akropolis bewiesen, an dieser künstlerischen Bewegung Theil genommen hätten und zu jener Kaiser Zeiten dort Altbyzantinische Bauten entstanden sein dürften. (Mit Altbyzantinisch bezeichnet Verf.

  1. De gedenkschriften van en Monophysiet uit de zesde eeuw. (Verslag. en Mededell. d. Ak. Afd. Letterkunde 3. Reeks, 5, 237–74.) Amsterdam, 1888.
  2. Die Akropolis in Altbyz. Zeit. (M. d. Dt. archl. Inst. Athen, 14, 271–96.)
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 314. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_327.jpg&oldid=- (Version vom 7.3.2023)