Seite:De DZfG 1892 08 482.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Verfs. bedeutendste Fortschritte. Genaue Daten, Zahlen, Ortsbeschreibungen u. andere Einzelheiten ermöglichen allein, den reissend schnellen Wechsel des Geschicks zu verstehen. Wie jeder Historiker, und namentlich der des Krieges, soll, lässt er dem Zufall weiten Raum: hätte April 1471 Warwick nur mässiges Glück gehabt, so war Edward IV. verloren. Offen bekennt der vorsichtige Verf. manche Lücke der Erklärung: unbekannt bleibt, weshalb Margarete im Febr. 1461 nicht sofort London nahm, fraglich ob Edward IV. Montagu durch eine Heirathsverbindung an sich ziehen wollte, und ob dieser 1471 Verrath an Warwick plante. Wenn die kleine Schrift kein geschlossenes Kunstwerk darstellt, so liegt die Schuld an dem Thema: W. spielte doch nicht überall die Hauptrolle in dem nothwendig zu Erzählenden. Verbietet leider die Reihe, zu der das Büchlein gehört, krit. Apparat und Index, so wird doch mancher Laie, für den es berechnet ist, eine Karte, genealog. u. chronolog. Tafeln vermissen. Und für diesen hätten wir das einleitende culturgeschichtl. Zeitbild ausführlicher gewünscht, besonders über das dem Verf. so geläufige Kriegskostüm: nur durch dieses werden die plötzlichen Ueberfälle verständlich, eine unblutige Flotteneroberung (1459), eine Entscheidungsschlacht (1455), in der nur 120 Mann, deren Mehrzahl vom hohen Adel, fielen. Die einzelnen im heutigen Kriege unmöglichen Vorkommnisse versäumt Verf. nie (z. B. durch den Ritterpanzer, der Flucht hemmte) zu erklären. [Verbesserungen in Namen und Daten bringt Ath. 4VI91, 433, Ergänzungen zum Seesiege über die Hanseaten SatR 21III91, 361; QuartR ’91, 495 überschätzt wohl den Antheil der Lollarden an York’s Erhebung, stellt Warwick’s Charakter aber mit Recht tiefer als Oman. J. Tait EHR ’92, 761 setzt W. auch als General herab, bezweifelt dass er je Staatsreform beabsichtigte, und fährt fort ihn als eigensüchtigen Feudalen zu betrachten. Er corrigirt eine grössere Zahl Irrthümer O.’s im Einzelnen.]

Richard III. Vgl. o. E177–180. – Oliver King, der spätere Bischof von Exeter und Bath, war mit den Bischöfen von York und Ely im Tower, wohl als Staatsgefangener, als Hastings 1483 stürzte; SatR 30VII92, 146. – Chr. Urswick, ein Nordengl. Priester, ward Margareten von Richmond durch ihren Arzt empfohlen und verhalf deren Sohne, Heinrich VII., zum Throne; Ath. 9IV92, 462. – E. Marshall, Richard III. at Leicester (Notes quer. 17X91, 315). Seine letzte Nacht schlief Richard im Blauen Eber zu Leicester; im doppelten Boden seines Betts entdeckte man ein Jahrhundert später seinen Schatz. – J. T. Page (ebd. 29VIII91, 161): Richards Leiche ward bei Auflösung des Minoritenconvents zu Leicester in den Fluss geworfen, aber dann doch wieder in geweihter Erde bestattet.

C. R. Markham (EHR ’91, 250): Richard III. [advocatenhaft vertheidigt, nicht ruhig beurtheilt] sei freizusprechen von den Blutthaten an Prinz Edward Lancaster, Heinrich VI. [über beide s. DZG 4, 193, 195; E 161], Anna Nevill, ihrem Bräutigam, Hastings, und namentlich den Söhnen Edwards IV. Der Mordverdacht entstamme Tudor’scher Geschichtsfälschung bei More, der nur Morton folge, und Polydor Vergil: ihnen sei nichts zu glauben mit Ausnahme des Gerüchts, dass Edward V. 1485 noch lebte.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1892, Seite 469. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1892_08_482.jpg&oldid=- (Version vom 16.3.2023)