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kann sie ihre Familie anständig erhalten, während ihre Schwiegertochter durch Weberei kostbarer Frauenarbeiten Geld verdient.

Constantin folgt indessen den Neigungen seiner vornehmen Abkunft, die er aber nicht kennt, wendet sich zu militärischen Uebungen und erlangt in den Turnieren Ruhm. Eines Tages, als zu Ehren des Geburtstages des Kaisers kriegerische Festspiele gegeben werden, bemerkt dieser den jungen Mann, bewundert seine Geschicklichkeit, ruft ihn zu sich und fragt ihn, wer und woher er sei. Constantin antwortet, er sei der Sohn einer armen Gastwirthin in Rom und sein Vater, der auch ein armer Mann gewesen, sei schon gestorben, noch ehe er selber geboren. Die Antwort scheint dem Constantius nicht zu dem vornehmen Ansehen des jungen Mannes zu passen; aber dieser behauptet und beschwört die Wahrheit gesagt zu haben. Der Kaiser befiehlt ihm darauf, seine Mutter und seine Gattin vor ihn zu bringen.

Helena, von Constantius befragt, erklärt, Constantin sei der Sohn eines Mannes, mit dem sie in ihrem Vaterlande verheirathet gewesen sei, von dem sie aber nicht wisse, ob er noch lebe oder nicht. Der Kaiser, immer weniger befriedigt, lässt die beiden Frauen an seinem Tische unter den vornehmen Damen Platz nehmen und bemerkt, dass die junge Frau beim Essen sich sehr vornehm hält. Er fordert Helena von Neuem auf mit Drängen und Drohen, ihm die wahre Abstammung des Sohnes und der Schwiegertochter zu offenbaren. Helena erbittet und erhält einen kleinen Aufschub. An dem bestimmten Tage nimmt sie den Achselschmuck und den Ring, den sie einst von Constantius erhalten hat und geht zum Kaiser; sie sagt ihm, dass Constantin sein eigener Sohn sei und zeigt ihm zum Beweis die Gaben, welche sie von ihm empfangen, berichtet ihm auch alle Abenteuer, die dem Sohne zugestossen und wie er dazu gekommen, die Tochter des Griechischen Kaisers zu heirathen. Constantius ist natürlich erstaunt, schenkt aber der Erzählung Glauben. Er lässt die Kaufleute festnehmen und peinlich verhören. Sie bekennen ihre Schuld und werden mit dem Tode bestraft.

Man schickt nun eine Gesandtschaft an den Griechischen Kaiser, um ihn von dem Geschehenen zu unterrichten und um ihm zu melden, dass der Römische Kaiser den Constantin und

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 10. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_010.jpg&oldid=- (Version vom 17.3.2023)