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viele andere ähnliche Compositionen jener Zeit, zweifellos nicht von dem erfunden, der sie geschrieben hat, sondern ist die Redaction einer Erzählung, welche seit, wer weiss wie viel, Jahren schon in der Volksliteratur des Mittelalters existirt hat. In dieser Italienischen Novelle sind die Erlebnisse mit den Piraten von Constantin auf Kaiser Manfred übertragen. Der Inhalt dieser Novelle ist folgender:

Es war in Rom eine reiche Kaufmanns-Vereinigung, welche einmal einen schweren Verlust erlitt durch den Untergang von 20 reichbeladenen Schiffen im Golf di Romania. Die Kaufleute beriethen sich, wie sie den erlittenen Schaden ersetzen könnten. Einer von ihnen sagte: Auf dem Trajansplatze wohnt ein gewisser Guido, der Sauce und Senf macht; dieser hat einen Sohn, der dem Sohne des Kaisers auffallend ähnlich ist; wenn man ihn ebenso kleidete wie den Kaiserssohn, so könnte man die Beiden nicht von einander unterscheiden. Auf diesen Eingang liess er den Vorschlag folgen, man solle Manfred – so hiess der Sohn Guido’s – nach Constantinopel bringen, demselben vermittelst seiner Aehnlichkeit mit dem Kaisersohne die Ehe mit der Tochter des Griechischen Kaisers verschaffen, wobei man grosse Schätze werde erlangen können. Als Einige einwendeten, dass die Sache herauskommen werde, beruhigte er sie und sagte: Lasst mich nur machen!

Zwei von der Gesellschaft begaben sich nun zu Guido und erbaten sich Manfred, um einen Kaufmann aus ihm zu machen. Guido übergab ihnen seinen Sohn mit Vergnügen. Drei Monate nachher, nachdem alles zur Ausführung des Planes Nöthige ausgeführt war, thaten die Kaufleute, als führen sie auf den Handel, fuhren mit 40 Galeeren ab und nahmen Manfred mit. Zwei von den Kaufleuten fuhren voraus mit 10 Galeeren, stellten sich dem Kaiser von Constantinopel vor als Gesandte des Römischen Kaisers und machten ihm den bewussten Vorschlag. Der Griechische Kaiser war erfreut und sprach: Das könnte von grossem Nutzen sein, dass der Kaiser von Rom mein Verwandter werden will. Drei Tage nachher kamen die anderen 30 Galeeren mit dem Manfred an, und die Hochzeit wurde gefeiert. Nach 14 Tagen wiesen die Kaufleute einen von ihnen gefälschten Brief vor, in welchem der Kaiser von Rom den Sohn mitsammt der jungen Frau sofort zu sich rief. Manfred übergab den Brief dem

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 17. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_017.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)