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durch Seeräuber, die zufällig dorthin kamen, gerettet. Diese richteten ihren Lauf nach Sicilien, aber der Wind trieb sie nach Venedig, von wo die Seeräuber verbannt waren. Kaum sind sie gelandet, so werden die Seeräuber ergriffen und gefangen gesetzt. Selvaggio und Lucida aber gehen in ein Gasthaus, und hier offenbart Selvaggio seiner jungen Frau, dass er, wie er meint, der Sohn der Diosida sei, und setzt ihr aus einander, wie die Kaufleute auch ihn getäuscht hätten. Nun verkaufen sie einen der Edelsteine, gehen nach Rom, wo sie von Diosida die wahre Herkunft des Selvaggio erfahren.

Lucida kauft einen Palast, Selvaggio aber erregt bei Hofe durch sein ritterliches, feines Verhalten die Aufmerksamkeit des Kaisers. Dieser ruht nicht eher, als bis er von allem Vorgefallenen Kunde erhält. Ellio verordnet nun, dass Selvaggio als sein Sohn angesehen werde, giebt ihm den Namen Massimo und setzt ihn zu seinem Erben und Nachfolger ein. Die Verheirathung des Massimo und der Lucida wird nun zum zweiten Male in Rom begangen. Die Kaufleute aber werden von dem Volke in Stücke gerissen.

Der Kaiser gab dem Massimo das Ländergebiet, welches später patrimonium Petri hiess. Nach 33 Jahren starb Ellio, und Massimo folgte ihm. Dieser starb nach 11 Jahren der Regierung und hinterliess einen 12jährigen Sohn Prefetto. Dieser blieb Besitzer des patrimonium, konnte aber dem Vater nicht in der Regierung folgen, weil er zu jung war. Als später das patrimonium an die Kirche kam, wurde die Familie seines Sohnes Prefetto durch andere bedeutende Besitzungen entschädigt. Die Prefetti erhielten in der Folgezeit um ihrer Verdienste willen noch zahlreiche Auszeichnungen.

Diese Erzählung ist offenbar ein Gemisch der Constantinlegende mit vielfachen Nebenumständen, welche zweifellos der nicht gerade besonders glücklichen Erfindungsgabe Buonsignori’s zu danken sind, welcher ein der Familie der Prefetti di Vico angenehmes Buch schreiben wollte. Der Umstand aber, dass Buonsignori den Stoff der Constantinlegende zu seiner genealogischen Arbeit gewählt und benutzt hat, ist uns ein Zeichen, dass zu seiner Zeit die Constantinlegende nicht bekannt gewesen sein kann. Buonsignori konnte hoffen, dass sein gelehrter Diebstahl nicht so leicht werde entdeckt werden. Im anderen Falle

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_023.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2023)