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Ueber die Abstammung Heinrich’s I. von den Karolingern.
Von
Emil Krüger.


In den Jahrbüchern Heinrich’s I. sagt Waitz[1], dass man die Herkunft von Heinrich’s Mutter Hathui oder Haduwich „ohne Grund auf das Karolingische Königshaus hat zurückführen wollen“. Im Excurs 7 (über angebliche Verwandtschaft und Nachkommenschaft Heinrich’s[2]) führt er dann die Belegstellen für Heinrich’s angebliche Abstammung von den Karolingern an und weist sie zurück; ebenso erklärt er daselbst (S. 206) alle diesbezüglichen Combinationen neuerer Genealogen (Gundling, Gebhardi, Eckhart) für nichtig.

Trotz alledem ist die Frage der Abstammung Heinrich’s I. von den Karolingern eine so wichtige, dass es sich wohl lohnt, noch einmal darauf zurückzukommen. Falls Heinrich wirklich von Karl dem Grossen stammte, erscheint seine Wahl in ganz anderem Lichte, als vorher. Während bisher einzig Heinrich’s Machtstellung und Konrad’s I. Empfehlung als ausschlaggebend für Heinrich’s Wahl angesehen wurden, müssen wir von dem Augenblick an, wo Heinrich als Urenkel Ludwig’s des Frommen feststeht, diese seine Abstammung als in erster Linie für seine Wahl massgebend annehmen. Bei Heinrich’s Wahl kam dann also neben seiner persönlichen Tüchtigkeit ganz besonders jener genealogische Sinn in Betracht, den wir das ganze Mittelalter hindurch bei sämmtlichen Deutschen Stämmen immer wieder zu beobachten Gelegenheit haben.

  1. Dritte Auflage (Leipzig 1885) S. 13.
  2. a. a. O. S. 206–8
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 28. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_028.jpg&oldid=- (Version vom 18.3.2023)