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auf Anregung Friedrich’s oder doch wenigstens im Einvernehmen mit ihm erfolgte – zu dem Zweck etwa, um die Machtverhältnisse des Russischen Reiches und die am grossfürstlichen Hofe herrschende Stimmung kennen zu lernen –, diese Frage lässt sich bei dem Mangel jeglicher anderen Quellen nicht sicher entscheiden. Im Hinblick auf die damalige Lage des Kaisers hat eine solche Annahme jedoch eine gewisse Wahrscheinlichkeit für sich.

Indess wollen wir uns nicht auf das weite Gebiet der Vermuthung hinauswagen und uns vielmehr an diejenigen Mittheilungen Popplau’s halten, welche wir ohne Bedenken als glaubwürdig hinnehmen können. Obwohl die erste officielle Gesandtschaft des Kaisers an den Russischen Grossfürsten erst um die Wende des Jahres 1488 auf 1489 zur Ausführung kam, so hatte Friedrich die Weisung für diese Mission doch schon auf der Nürnberger Reichsversammlung gegeben, eine langwierige Krankheit aber den Aufbruch Popplau’s verzögert. Wir sehen: der Gedanke einer Verbindung mit Moskau hatte bei Friedrich, wenn nicht schon vorher, so doch gewiss in den Frühlingsmonaten des Jahres 1487 feste Gestalt gewonnen. Das mehrfach an ihn gestellte Ansinnen seitens des in Aussicht genommenen Gesandten, an seiner Statt einen anderen Boten zu wählen, lehnte Friedrich begreiflicher Weise ab und verwies die Ausführung des ihm gewordenen Auftrags bis auf seine Genesung[1].

Erst gegen Ende des Jahres 1488 war Popplau im Stande, seine Mission anzutreten. Sie zielte auf nichts Geringeres ab, als auf eine politische und dynastische Allianz zwischen den Häusern Habsburg und Rurik, denn nach den Anschauungen jener Zeit pflegte ein politisches Bündniss durch eine Familienverbindung der in Allianz tretenden Herrscher begleitet und befestigt zu werden. In diesem Sinne schlug Friedrich III. die Vermählung einer der Zarentöchter mit seinem Schwestersohne, dem Markgrafen von Baden, oder einem Sächsischen Fürsten, die der andern mit dem Markgrafen Sigismund von Brandenburg vor[2].

In der That fanden Friedrich’s Anträge die günstigste Aufnahme. Ivan war sogleich bereit, das Allianzwerk zu fördern

  1. Denkmäler I, 3–4.
  2. Ebenda I, 6 u. 12.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 266. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_266.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)