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und ewigem Bündniss zu gegenseitiger Unterstützung wider alle Feinde zusammenzustehen. Den Hauptinhalt des Vertrages aber bildete die Bestimmung wechselseitiger Hilfsleistung gegen den König von Polen und dessen Söhne, einerseits bei der von Maximilian geplanten Eroberung Ungarns, andererseits wenn Ivan sich zur Wiedervereinigung des Grossfürstenthums Kiev mit Russland anschickte.

„Wenn du Bruder“ – so heisst es in dem Russischen Allianzinstrument – „dich rüstest, dein dir angestammtes Königreich Ungarn an dich zu bringen, zugleich aber auch der König Kasimir von Polen oder sein Sohn, der König von Böhmen, oder seine jüngeren Kinder auf dasselbe Anspruch erheben, so sollst du uns unverzüglich Nachricht zukommen lassen. Wir sind dann verpflichtet, dir aufrichtig und ohne Falsch gegen den König Kasimir und seine Kinder Hilfe zu leisten. Haben wir aber vor, unser angestammtes Grossfürstenthum Kiev zurückzugewinnen, Russisches, zu unserem Reiche gehöriges Gebiet, das König Kasimir von Polen und seine Söhne in Besitz haben, so müssen wir dich in gleicher Weise sofort benachrichtigen, damit du uns dann ebenso aufrichtig und ohne Falsch gegen Kasimir und seine Söhne Unterstützung gewährst. Falls wir aber derartig durch den Kampf mit dem König Kasimir und seinen Söhnen beschäftigt sind, dass wir keine Zeit finden, dir Nachricht zu geben, so liegt dir trotzdem die Pflicht ob, uns offen und ohne Trug gegen den König Kasimir und dessen Söhne Hilfe zu leisten, sobald du von unserem Kampfe erfährst. Falls du aber durch den Streit mit König Kasimir und seinen Söhnen so in Anspruch genommen wirst, dass du uns von demselben keine Kunde zu geben vermagst, so versprechen wir hiermit dir aufrichtig und ohne List gegen den König Kasimir und seine Söhne zu helfen, sobald wir von deinem Kampfe erfahren“[1].

Während die politische Allianz so zum Abschluss kam, waren die Verhandlungen wegen der dynastischen Verbindung aber so gut wie gescheitert. Wohl wäre es nach dem weitausschauenden und unternehmenden Sinne des Russischen Grossfürsten gewesen, durch eine Vermählung seiner Tochter mit dem Deutschen Kaisersohne seinem Reiche die westliche Cultur zu

  1. Denkmäler I, 37 u. 38.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 271. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_271.jpg&oldid=- (Version vom 30.3.2023)