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angeführt werden, nur die Bedeutung Bruder- oder Schwestertochter haben kann, scheint mir ganz sicher zu sein.

Was die Heranziehung der Stelle aus dem Dialog des Agius betrifft, so habe ich ja die Lesart nicht erfunden, vielmehr dieselbe, welche sich in dem von Eckhardt benutzten Codex findet, nur als zu meiner Vermuthung passend herangezogen. Es ist mir daher nicht klar, inwiefern ich mit dieser Stelle „verunglückt“ sein soll. Ich weiss sehr wohl, dass die von Dümmler verfochtene Lesart vieles für sich hat; gegen dieselbe spricht aber, dass zu ihrer Ermöglichung das „qui“, welches alle Codices übereinstimmend haben und welches auch die Monumenta (SS. IV, 187, Vers 631) noch ganz kritiklos wiederholen, erst in „quae“ verwandelt werden muss, und dass die „conjunx digna“, die dann nur als Gemahlin Liudolf’s (und also als Mutter der Hathumod!) aufgefasst werden kann, sehr schlecht in diesen Zusammenhang passt.

Bezüglich des geographischen Nachweises bemerke ich noch, dass die Bestimmung der vier Orte, an denen Eberhard’s Tochter Heilwich Besitz erhielt, mir ziemlich sicher erscheint, und dass besonders an der Identifizirung von Hostrenheim mit dem Estron von 973 und dem heutigen Étrun nach meiner Meinung garnicht zu zweifeln ist, zumal ich die ganz sichere Analogie von Asenheim-Aasen (und die wahrscheinliche von Helisheim-Hüls und von Engeresteim-Angre) angeführt habe.

Dass die Verwandtschaft mit den Welfen und Konradinern nicht so gar in der Luft schwebt, wie D. meint, könnte nur bei näherem Eingehen auf die Genealogie beider Geschlechter nachgewiesen werden und muss deshalb für später aufbewahrt bleiben.

Dass mir die neuen Ausgaben von Sedulius, Agnellus und Agius entgangen sind, ist richtig, doch ist dies für die Sache belanglos und auch wohl zu entschuldigen bei einem Manne, der seine historischen Forschungen nur als Nebenbeschäftigung betreiben kann.

Den mir zum Schluss gegebenen Rath muss ich selbst von einem früheren Lehrer höflich, aber entschieden zurückweisen; ich muss fast vermuthen, dass Herrn Dümmler, von anderem ganz abgesehen, meine Arbeiten über die Werdenberger in den St. Galler Mittheilungen, über die Habsburger im Jahrbuch f. Schweizerische Geschichte und über die Zähringer in der Zeitschrift f. Geschichte d. Oberrheins entgangen sind, denn andernfalls hätte er doch wohl beachtet, dass ich gerade auf genealogischem Gebiete einige Leistungen aufzuweisen habe und also wohl weiss, wie weit ich in der Combination gehen darf, ohne welche auch die nüchternste und vorsichtigste Forschung nun einmal nicht auskommen kann

E. Krüger.     



Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_09_322.jpg&oldid=- (Version vom 19.3.2023)