Seite:De DZfG 1893 10 001.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Studien zur Geschichte des Papstes Leo X.
Von
Heinrich Ulmann.


I.
Das Breve an Cajetan vom 23. August 1518.

Im politischen Leben wiederholt sich nicht selten die Erscheinung, dass erst durch energisches Bemühen aus Interessentenkreisen die Regierungen Stellung nehmen zu gewissen Fragen, selbst dann wohl, wenn es sich um Sein oder Nichtsein eines herrschenden Zustandes handelt. So und nicht anders geschah es in der Kirche, als gegenüber den durch die Lutherische Reformation hervorgerufenen Gefahren das Papstthum Jahrzehnte lang gleichgültiger, als man erwarten möchte, sich bewies oder wenigstens nur ruckweise Energie entwickelte. Die kurze Ausnahmestellung des Germanischen Fremdlings Hadrian ist nur ein indirecter Beweis mehr für die Erscheinung, dass bis zu einer bestimmbaren Zeitgrenze die Antriebe zum Handeln der Curie jedesmal erst aus dem Gebiet der bedrohlichen Bewegung und dem Kreis der theologischen Gegner des Deutschen Reformators zugekommen sind. Gerade auch die jüngsten Veröffentlichungen aus päpstlichen Papieren haben diesen Eindruck verstärkt, so dass in gewisser Beziehung als eine Zeitrichtung innerhalb des Papstthums aufgefasst werden könnte, was bisher meistens als eine persönliche Eigenthümlichkeit Leo’s X. erschienen war. Dennoch wird dadurch die Spannung kaum verringert werden, welche von jeher mit der Frage verknüpft war, ob der in Plänen universalpolitischer Führerschaft, dynastischen Hausinteresses und ästhetischen Schwelgens befangene Medicäer überhaupt für den

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 1. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_001.jpg&oldid=- (Version vom 24.6.2023)