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Machtvollkommenheit, nicht unter den Auspicien des Königs, verheerende Streifzüge gegen Sicilien und andere Inseln des Mittelmeeres unternommen[1]. Auch der Friedensvertrag vom J. 442, in dem Valentinian in die definitive Abtretung des östlichen Numidien, der Provinz Zeugitana nebst Karthago und Byzacena willigen musste und den Vandalenkönig als gleichberechtigten Fürsten unter Verzichtleistung auf den Tribut anerkannte und sich nur Mauretanien, das westliche Numidien nebst Cirta und die Provinz Tripolis vorbehielt[2], verschaffte den orthodoxen Unterthanen Geiserich’s keine Erleichterung ihrer hartbedrängten Lage. Denn einerseits verletzte Geiserich den Friedensvertrag durch jene soeben erwähnten Raubzüge, und andererseits wurde gerade seit 442 die Kluft zwischen Siegern und Besiegten erheblich erweitert: damals nämlich nahm Geiserich jene schon oben charakterisirte Vertheilung des Grundbesitzes unter seinen Vandalen vor, die so ausserordentlich die Vermögensverhältnisse der bisherigen Eigenthümer schädigte[3].

Ausser den bisher erörterten Motiven der Verfolgung gab es seit 442 noch zwei weitere Anlässe zur Massregelung von Katholiken, zumal der Geistlichkeit: einmal untersagte Geiserich innerhalb der Vandalenloose, also zumeist in der Zeugitana, jede katholische Propaganda (Victor Vit. I c. 17 bezw. I c. 22). Dann

  1. Vgl. Prosp. Tiron. epit. chron. „Aëtio II et Sigisvulto conss.“, „Theodosio XVI. et Fausto conss.“ ed. Mommsen S. 475; 476.
  2. Vgl. Prosp. Tironis epit. chron. ed. Mommsen p. 478; 479 „Dioscoro v. c. cons. [et Eudoxio].“ = 442 p. Chr. („cum Gisirico autem ab Augusto Valentiniano pax confirmata et certis spatiis Africa inter utrumque divisa est“) mit Vict. Vit. (I c. 4, ed. Ruinart-Hurter, I c. 13, ed. Petschenig, ed. Halm); s. auch die zutreffende Ausführung Stadler’s von Wolffersgrün (a. a. O. p. 26 f.). Papencordt (p. 77) meint, der Friede von 442 hätte die Provinz Tripolis in einem „unbestimmten“ Verhältnisse gelassen, aber mit mehr Recht nehmen Dahn (I p. 156, Anm. 3) und Stadler von Wolffersgrün (p. 26 f. 33) an, Tripolis sei bis zum Tode Valentinian’s (455) Weströmische Provinz geblieben. Das „exterminatas“ – – – bei Vict. Vit. I c. 4 bezw. I c. 13 will nur besagen, dass schon vor 455 die Weströmischen Besitzungen in Afrika durch Vandalisches Gebiet unterbrochen waren (die drei Mauretanien und Westnumidien waren seit 442 durch die Vandalischen Provinzen Ostnumidien, Zeugitana und Byzacena von Tripolis getrennt!).
  3. Vgl. Vict. Vit. I c. 4 bezw. I c. 13, Proc. I c.5 und hierzu die Erläuterungen Dahn’s I, p. 242, Anm. 3 und Stadler's von Wolffersgrün p. 27.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 34. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_034.jpg&oldid=- (Version vom 5.4.2023)