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Nach diesem bedenklichen Vorspiel[1] suchte Hunerich nach einem Vorwand, um die bisher bloss partielle Verfolgung auf alle Katholiken auszudehnen, und so richtete er denn am 20. Mai 483 an den gesammten orthodoxen Episcopat ein Decret, worin er ihm vorwarf, das wiederholt eingeschärfte königliche Verbot, innerhalb der Vandalenloose Gottesdienst zu halten, verletzt zu haben, und forderte alle katholischen Oberhirten auf, sich am 1. Februar 484 zu einem Religionsgespräch in Karthago einzufinden und im Wortkampfe mit den Arianischen Bischöfen die Wahrheit des Homousianischen Symbolums aus der hl. Schrift zu beweisen (Victor Vit. II c. 13, bezw. II c. 38. 39). Da es aber an dem betreffenden Termine, zu dem sich aus Afrika und den unter Vandalischer Herrschaft stehenden Inseln 466 Bischöfe eingefunden hatten[2], in Folge der gegenseitigen Erbitterung und wohl auch aus Ursache der hochmüthigen Gepflogenheiten des Arianischen „Patriarchen“ Cyrila, der sich das Präsidium anmasste, und in Consequenz des unbilligen Verfahrens der Arianer und des Königs überhaupt zu keinem eigentlichen Religionsgespräch kam (Vict. Vit. II, 16. 18, bezw. II c. 45. 46. 52–55), liessen die katholischen Bischöfe eine ad hoc bereit gehaltene schriftliche „Professio fidei catholicorum episcoporum“ dem Monarchen überreichen[3].

Am 24. Februar 484 erliess sodann Hunerich, bereitwilligst den fanatischen Einflüsterungen seiner Geistlichkeit entsprechend, ein Dekret, worin er die Rückanwendung („retorsio“) der von den christlichen Imperatoren einst verfügten Ketzergesetze auf alle Afrikanischen Katholiken befahl, ihnen jedoch eine Präclusivfrist behufs Empfang der Arianischen Wiedertaufe bis zum 1. Juni

  1. Mit Fug bemerkt Dräseke a. a. O.: „Mit einem arglisten blutigen Kirchenüberfall begann die Verfolgung (Vict. Vit. II, 4)“; vgl. auch Schwarze a. a. O. p. 159.
  2. Vgl. die „Notitia episcoporum“ (genauerer Titel „Notitia provinciarum et civitatum Africae“; die Anfangsworte: „Incipiunt nomina episcoporum catholicorum diuersarum prouinciarum, qui Carthagine ex praecepto regali uenerunt pro reddenda ratione fidei Kl. Februarias anno sexto regis Hunerici“) ad calcem des Vict. Vit. nach dem cod. Laudunensis saec. IX und dem cod. Halleri ed. Halm p. 63–71, ed. Petschenig p. 115–134; Vict. Vit. II c. 18 bezw. II c. 52 sagt bloss: „Conueniunt non solum uniuersae Africae, uerum etiam insularum multarum episcopi“ – – –.
  3. Bei Vict. Vit. III c. 1–23 bezw. II c. 56–101: „Liber fidei catholicae“.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_049.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2023)