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Zum Glück für seine misshandelten katholischen Unterthanen starb König Hunerich, dieser Arianische „Torquemada“, schon am 13. Dec. 484. Die leidenschaftlichen Afrikanischen Quellen lassen ihn entweder derselben schrecklichen Krankheit, der Phtheiriasis, erliegen, woran die besonders anrüchigen Verfolger der Monotheisten, ein Antiochus IV. Epiphanes, ein Herodes, ein Galerius gestorben sein sollen (so der App. Prosp. Tir. chron. p. 311)[1] oder vindiciren ihm das klägliche Ende des Arius (so Victoris Tonnennensis chronica ed. Th. Mommsen, Mon. Germ. Auct. ant. XI, pars I, p. 189–190, „Zenone Aug. cons.“ = 479 p. Chr.). Ich verweise auch auf den abenteuerlichen legendarischen Bericht bei Greg. Tur. l. c.: „Honoricus vero post tantum facinus arreptus a daemone, qui diu de sanctorum sanguine pastus fuerat, propriis se morsibus laniabat, in quo etiam cruciatu vitam indignam iusta morte finivit“. Procopius dagegen, der unbefangene Geschichtschreiber, lässt den Monarchen einfach einer Krankheit erliegen[2].


VI. Katholikenfreundliches Verhalten des Königs Guntamund 484–496.

Baronius, Schlosser und sogar Gibbon[3] rechnen auch Hunerich’s Nachfolger Guntamund unter die Katholikenverfolger; der letztere meint gar: „Guntamund schien an Grausamkeit mit seinem Oheim (Hunerich) zu wetteifern, selbst ihn zu übertreffen“, gibt indess zu, der König hätte „endlich nachgelassen, die Bischöfe zurückgerufen

    Ep. 166 Leonis papae I, wo die Wiedertaufe als „inexpiabile facinus“ gebrandmarkt wird.

  1. Das Schlusscapitel des Vitensers (V c. 21 bezw. III c. 71), wonach Hunerich der Phtheiriasis erlegen ist, muss, wenngleich handschriftlich begründet, nach Ebert’s überzeugender Beweisführung (a. a. O. p. 455 f. Anm. 4) als Interpolation gelten, aber als eine uralte Fälschung, da, wie gesagt, schon der c. 534 entstandene Appendix Prosp. Tir. chron. dem Sohne Geiserich’s jene grässliche Todesart zuschreibt.
  2. Procop. l. c. „ἐτελεύτησε νόσψ – – –“. – A. Mally (des Bisch. Victor v. Vita Verfolg. der afrikan. Kirche u. s. w. p. 139) lässt allein von allen neueren Forschern den Hunerich „eines elenden Todes sterben“, weil er eben Victor’s Schlusscapitel für echt hält (s. die vorige Note).
  3. Baronius (Ann. eccl. VI p. 363 ad a. Chr. 484, § CXXIX; 439 ad a. Chr. 495, § XXV Venet. 1709); F. Chr. Schlosser (Weltgeschichte, ältere wissenschaftliche Ausgabe Bd. II); Gibbon (Gesch. d. Abnahme u. des Falles des Röm. Reiches, übers. von C. W. v. R., VI, Cap. XXXVIII p. 325. Wien 1790).
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_056.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)