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neunten Jahrhunderts, kommt nicht weiter in Betracht – erklärlich erscheinen.

Guntamund’s freundliches Verhältniss zu den Katholiken führt Dahn (p. 258) mit Recht theils auf seinen scharfen Gegensatz zu Hunerich zurück, der, um seinem Sohne Hilderich die Thronfolge zu sichern, sehr grausam gegen das Haus seines Bruders Genzo, des Vaters Guntamund’s, eingeschritten war[1] – wurde doch der Neffe wider Willen des Oheims dessen Nachfolger im Vandalischen Königthum –, theils erklärt er diese Katholikenfreundlichkeit aus den Gefahren, die damals dem Reich von seiten der Mauren drohten (s. Procop. a. a. O.).

Ich möchte noch auf ein drittes, nicht minder wichtiges Motiv hinweisen, auf Guntamund’s Stellung zu Byzanz, auf die damaligen Beziehungen des Oströmischen Hofes zur Römischen Curie und zum Abendländischen Romanismus überhaupt. Der Byzantinische Hof, so lange er eifrig der Orthodoxie huldigte, unter Leo I. und während des ersten Jahrzehnts des Kaisers Zeno in engster Verbindung mit dem Römischen Papstthum und der Abendländischen katholischen Welt überhaupt, und darum dem Vandalischen Reich nicht ungefährlich, trieb eben seit 482, seit dem Henotikon Zeno’s, welches zwischen dem Katholicismus bezw. zwischen dem Chalcedonensischen Symbolum von 451 und dem Monophysitismus zu vermitteln suchte, immer mehr einem Bruche mit Rom und der Abendländischen Orthodoxie zu, es kam allmählich zu einem vorübergehenden Schisma zwischen beiden katholischen Kirchen. Acacius, Patriarch von Constantinopel, der geistige Urheber des Henotikon, wurde schon 484 auf einer Römischen Synode excommunicirt[2]. Freilich trat Zeno anfangs, ja noch im J. 484, als Beschützer des Katholicismus auf und verwandte sich noch im genannten Jahre sogar auf den Wunsch des Papstes Felix III. bei Hunerich, freilich erfolglos, für die Afrikanischen Katholiken. Aber noch vor 489 durfte es Acacius wagen, seinerseits den Papst aus den Diptychen zu streichen, blieb sogar, von Kaiser Zeno beschützt, im Amte.

Noch weit schroffer gestaltete sich das Verhältniss zwischen

  1. Vict. Vit. II c. 5, ed. Ruinart et Hurter; II c. 12, ed. Petschenig, ed. Halm.
  2. S. Hefele a. a. O. p. 507 ff. – Zum Folgenden s. Euagrios, Hist. eccl. III 20; Vict. Vit. V 7 bezw. III 31. 32; und Dahn p. 244, Anm. 2. – Weiterhin s. Hefele p. 569.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 61. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_061.jpg&oldid=- (Version vom 7.4.2023)