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In der Staufischen Tradition ist der ursprüngliche Bestand klar. Die Thatsache eines Vermächtnisses zu Gunsten des Herzogs von Schwaben enthält dieser ursprüngliche Bestand nicht. Wir besitzen über diese Wahl eine besonders reichhaltige Correspondenz Staufischerseits: die officielle Anzeige an den Papst[1], ein gleichzeitiges officiöses Schreiben Wibalds an dieselbe Adresse[2] und die Antwort des Papstes[3]. Weder in den ersteren die Erwähnung irgend eines anderen Rechtstitels als der Wahl, noch in den letzteren eine Spur davon, dass in den mündlichen Berichten der überbringenden Gesandtschaft etwas derartiges enthalten wäre. Dass man sich auf die Wahl und nur auf diese beruft, tritt noch besonders deutlich in einer bei Otto eingeschobenen Parenthese hervor, in welcher er betont, dass es der Stolz dieser Krone sei, unabhängig von jedem Erbrecht rein nach Fürstenwahl vergeben zu werden[4]. Otto gibt Alles, was er dann über Friedrichs Mittelstellung zwischen Staufen und Welfen und seine Qualification zum endlichen Austrag des Streites ausführt, als Motive der Fürsten, als seine Erinnerung („ut recolo“) an die Wahlverhandlungen[5]. Ja, er betont ausdrücklich, dass für die Fürsten bei der Bevorzugung des Neffen vor dem Sohne eben nicht ein Eifer für die Willensintentionen des verstorbenen Königs, sondern die rein sachliche Rücksicht auf das öffentliche Wohl massgebend gewesen sei[6].

Diese letztere Bemerkung scheint vorauszusetzen, dass es schon zu Ottos Zeiten ein Staufisches Gerede gab, welches betonte, dass die Wahl „regis Conradi zelo“, in Befolgung eines politischen Testaments, so zu sagen auf Grund eines Erbrechtes,

  1. Wib. ep. Nr. 372 (Jaffé, Bibl. 1, 499).
  2. Ib. Nr. 375 (S. 503).
  3. Ib. Nr. 382 (S. 513).
  4. Ubi cum de eligendo principe primates consultarent – nam id iuris Romani imperii apex, videlicet non per sanguinis propaginem descendere, sed per principum electionem reges creare, sibi tamquam ex singulari vendicat prerogativa –, tandem ab omnibus Fridericus Suevorum dux, Friderici ducis filius, petitur cunctorumque favore in regem sublimatur. (Otto Fris., Gesta Frid. II, 1.)
  5. Huius consultationis summa in illamque personam tam unanimis assensus ratio haec, ut recolo, fuit. (Ib. II, 2).
  6. Ita non regis Conradi zelo, sed universitatis, ut dictum est, boni intuitu hunc Fridericum eius filio item Friderico adhuc parvulo preponere maluerunt. Hac consideratione et ordine electio Friderici celebrata est.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_082.jpg&oldid=- (Version vom 8.4.2023)