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Gelegenheit findet, dass sie den Cantzler um sichere Beförderung eines ihm sub sigillo volanti behändigten Brieffes an Ihro Frau Mutter nach Zerbst, und dass Er Ihr von dorther mit gleichmässiger Sicherheit eine Antwort procuriren möge zwar inständig ersuchet hat. Da nun der Cantzler ohnehin dergleichen Schreiben durchaus nicht der ordinairen Post durch das Preussische anvertrauen wollen, so hat Er, entweder, weil ihm so gleich kein andrer Ausweg und Vorschlag beygefallen ist, oder weil wie Er mir selbst versichert hat, Er annoch aus der wohlgemeinten Neben Absicht, dass Er dadurch die Gross-Fürstin K. H. und Ihro Frau Mutter E. E. auf eine gewisse Arth verbindlich machen wollen, sich gegen die Gross-Fürstin engagiret unter Umschlag und Begleitung eines zugleich von ihm an die Fürstin von Zerbst zu erlassenden Schreibens, das Ihrige durch meinen Canal über Pohlen nach Dressden an E. E. zu weiterer sichrer beförderung nach Zerbst gelangen zu lassen, wornächst Er mich am vergangenen Sonntage nach der Cour zu sich beschieden, und mir aufgegeben hat, dass ich unter Vermeldung seiner verbindlichsten und freundschafftl. mit Anerbiethung aller reciproquen Gefälligkeiten und Dienste, wozu E. E. ihn vermögend erachten würden, gedachte beyde Schreiben an Höchstdieselbe befördern und in seinem Nahmen bitten möge, Ihm seine hierunter gebrauchte Freyheit nicht nur gütigst zu verzeihen, sondern annoch der Grossfürstin so wohl als Ihm zu Gefallen die Mühe und Vorsorge auf sich zu nehmen, dass gemelte Schreiben sofort nach deren Eingang zu Dressden durch einen sicheren Expressen, wovor die Kosten mit schuldiger Erkenntlichkeit, sobald man den Betrag davon wisse gar gerne hier erstattet werden solten, in der Stille und ohne allen Aufhebens, als in welcher Absicht man auch nicht den Envoyé von Gross darmit chargiren wollen, damit nicht, wenn selbiger etwan einen seiner domestiquen damit abgesendet haben solte, sogleich zu Dressden, oder vielmehr zu Zerbst sich das Gerüchte wohl gar bis in die Zeitungen verbreiten sollen, als ob ein Courier mit Briffen aus Russland am leztern Orthe angekommen sey, von dar nach Zerbst abgeschickt und eine Antwort zurück an E. E. und so weiter unter Adresse an mich hieher bewürckt werden möge, denn der Cantzler wie im Spass hernach beyfügte, dass weil aber auch in Anleitung solcher Bitte es sehr unbillig seyn würde, wenn E. E. nicht zugleich wissen solten, worauf die unschuldige Correspondenz beruhete, so bebändige er mir hiemit das offene Original-Schreiben der Grossfürstin umb davon vor Höchstdieselben Copey zu nehmen und chargire mich das von Ihm dazu zufügende Briefgen selbst zu mundiren, welches beydes ich gethan und daher die Copeyen davon hie anzuschliessen im Stande bin, zumahl er selbst keinem seiner vertrautesten

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 116. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_116.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2023)