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von Zwistigkeiten zwischen diesem und der Republik war abgeschickt worden[1], wozu ich selbst einen kleinen Beitrag aus dem Neapolitaner Staatsarchiv liefern konnte[2]. Hier will ich noch hinzufügen, dass schon im J. 1301 (30. November) ein „Frater Paulinus lector de Venetiis“ und im J. 1304 (5. October) ein „Frater Paulinus de Venetiis custos fratrum Minorum in custodia Ven.“ als Zeuge bei Verhandlungen zuerst in Venedig in Fragen der Inquisition, dann in Treviso über den Frieden zwischen Venedig und Padua vorkommt[3].

Was weiter das Geschichtswerk des Paulinus betrifft, so darf ich nach meinen Ausführungen nun wohl als gesichert hinstellen, dass uns dasselbe in drei Recensionen vorliegt: Der ersten oder „epitoma“, der zweiten oder „Synchronistischen Tabelle“, die sich selbst als Auszug aus der „epitoma“ bezeichnet und wofür die Autorschaft des Paulinus bezeugt ist durch Boccaccio; der dritten oder „Satirica historia“[4] (Pseudo-Jordanus), deren Abfassung durch Paulinus von Dandolo und handschriftlich bestätigt ist. Hinsichtlich der Einreihung der mehrerwähnten Pariser Handschrift No. 4939 bin ich aber, wie aus meinen früheren Mittheilungen zu entnehmen ist, anderer Ansicht als Eubel und sein verehrter Gewährsmann P. Ehrle. Nach den Angaben, welche mir seiner Zeit der inzwischen verstorbene Studienlehrer L. Erling hat zugehen lassen, enthält dieselbe nicht die dritte Recension, sondern, wie die Handschrift auf der Marciana in

  1. Zu den von Eubel a. a. O. mitgetheilten Regesten aus dem Vaticanischen Archiv gehören als Ergänzung noch einige Venetianische Aktenstücke; s. Mussafia p. XXIV G und „I libri Commemoriali“ tom. I p. 263 no. 428 in den „Monumenti storici pubbl. dalla Deputazione Veneta di stor. patr.“ (cf. Minotto, Documenta ad Bellunum etc. spectantia III, 2 p. 86).
  2. S. „Documenti Veneto-Angioini (1316–1317)“ im „Archivio Veneto“ t. XIII parte 1.
  3. Cf. Minotto, Documenta vol. II sect. I p. 85 und 91. Doch ist zu bemerken, dass, wie Gaspary, Gesch. der Italienischen Literatur Bd. I p. 505 angibt, in den 20er Jahren noch ein anderer „Fra Paolino Minorita“ gerade in Padua erwähnt wird. Die „Cortusiorum Historia de Novitatibus Paduae“ II, 2 bei Muratori SS. XII, 830 B erzählt zu 1323: – – Dante opera Fratre Paulino Ordinis Fratrum Minorum intrinseci (Paduani) cum extrinsecis convenerunt, paxque convenit a Duce Karinthiae confirmanda, quae confirmata fuit Paduae a 500 Consiliariis nemine discrepante die II Martii. Dum propter hoc Frater Paulinus iret cum Ambassatoribus Paduae in Karinthiam, obiit in Tridento, cujus morte nuntiata Paduani fecerunt magnum festum, Missas solemniter ordinatas celebrantes.
  4. Der Name ist nicht etwa ironisch zu fassen, sondern abgeleitet von satura, Allerlei.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 122. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_122.jpg&oldid=- (Version vom 13.4.2023)