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August berufenen Reichsversammlungen Erwähnung thun, und mit der Stellung, die diese Versammlungen damals einnahmen. Die Schrift enthält beachtenswerthe Bemerkungen über die so verwickelten Anfänge der grossen Organe der königlichen Regierung (des Parlaments und der Chambre des comptes) und über die Pairsversammlung.

Von kleinen Abhandlungen sind noch einige zu nennen: Cartellieri behandelt die Jugendzeit Philipp August’s[1]. – Thoison publicirt eine noch nicht edirte Urkunde von 1213 für den Ort Fromont[2]. – D. d’Aussy weist nach, dass Philipp II. im Jahre 1194 nicht nach der Saintonge gekommen ist[3].

Unter der Regierung Philipp August’s spielt der berüchtigte Krieg gegen die Albigenser, worüber mehrere Arbeiten zu verzeichnen sind, an erster Stelle die Publication des Chartulars des heiligen Dominicus durch Balme[4], ein etwas weitläufiges Werk, das aber sehr sorgfältig gearbeitet ist und die Früchte langjähriger Forschungen bietet. Zum ersten Male seit Echard sind hier die Bestandteile zu einer Biographie des Stifters des Predigerordens methodisch und kritisch gesammelt. – Der Professor am Athenäum zu Ostende, Friederichs, hat die Lebensgeschichte Robert le Bougre’s, des ersten Grossinquisitors von Frankreich, bearbeitet[5]. Ursprünglich Anhänger der ketzerischen Secte, woher auch sein Beiname le Bougre, verliess er sie bald und verfolgte nunmehr seine früheren Glaubensgenossen mit ausserordentlicher Wildheit. Seine mitleidslose Thätigkeit krönte er durch ein Autodafé von 180 Personen in Mont-Aimé. Kurz darauf entzog Gregor IX., der wohl einen Rückschlag fürchten mochte, dem allzueifrigen Diener seine Vollmachten. – Abbé Douais hat mehrere Bruchstücke aus dem Inquisitionsverfahren des 13. Jahrhunderts gegen die Ketzer im südlichen Frankreich veröffentlicht[6]. – Preger hat über die Organisation der Waldenserkirchen geschrieben[7]. – Bérard endlich hat eine Geschichte der Waldenser herausgegeben[8], ein Werk ohne wissenschaftlichen Werth. Der Verfasser ist mit dem Stand der Frage durchaus nicht vertraut und lässt sich in seiner Sprache zu bedauerlichen Uebertreibungen hinreissen. Immerhin muss auf das Buch

  1. Vgl. Bibliogr. ’92, 265 c.
  2. Bull. de la société de l’hist. de Paris, Mai–Juin.
  3. R. de Saintonge et d’Aunis 1892, Juli 1.
  4. Vgl. Bibliogr. ’93, 320.
  5. Travaux de l’Université de Gand.
  6. Toulouse, Privat.
  7. Vgl. Bibliogr. ’90, 3741 u. ’92, 1719 d.
  8. Vgl. Bibliogr. ’92, 2353.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 145. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_145.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)