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Version der Franzosen auch nicht mehr Glauben schenken. Im Grunde und trotz einiger Abweichungen, die aber mehr scheinbar als thatsächlich sind, sind die beiden Gegner einer Verständigung ziemlich nahe.

A. Henry[1] hat einige neue Urkunden über Wilhelm von Plaisians, Minister Philipp’s des Schönen, gesammelt und sein Heimathland und die Reihenfolge der von ihm bekleideten Aemter sorgfältig bestimmt.– Omont veröffentlicht[2] vier noch unedirte Briefe, die er in einer Handschrift der Marciana in Venedig gefunden hat; sie stammen aus den Jahren 1325, 1332 und 1334 und ermangeln nicht eines gewissen Interesses. – Derselbe liefert[3] drei sehr merkwürdige Stücke über einen Plan zur Vereinigung der beiden Kirchen, der unter Karl IV., dem Schönen, im Jahre 1327 ausgedacht wurde. – Endlich müssen wir ein paar Worte über ein sehr beachtenswerthes Werk von Lecoy de la Marche sagen: „Die politischen Beziehungen Frankreichs zu dem Königreich Mallorka[4]. Der Gegenstand ist ausserordentlich interessant und berührt ebenso die Spanische wie die Französische Geschichte, er bildet ein sehr merkwürdiges Capitel aus den diplomatischen Beziehungen der beiden Staaten. Dass Lecoy diese doch weit zurückliegenden Dinge nicht immer unbefangen beurtheilt hat, dass die Form des Werkes oft zugleich anspruchsvoll und ermüdend ist, wird man nicht leugnen können. Aber ungeachtet dieser Fehler, deren sich der Autor niemals hat enthalten können, steckt in diesen beiden Bänden eine beträchtliche Arbeit; der Verfasser hat darin viele neue Thatsachen von grösster Wichtigkeit an’s Licht gezogen.

8. Die ersten Valois, das 14. Jahrhundert. Wir gelangen nun zu dem hundertjährigen Kriege, der wie immer seit etwa 30 Jahren den bevorzugten Gegenstand der Studien Französischer Gelehrter bildet. Zum Theil verdanken wir dieses bemerkenswerthe Resultat S. Luce, dem im December 1892 verstorbenen Herausgeber des Froissart und Verfasser einer vorzüglichen Geschichte von Du Guesclin. Zunächst ist eine Lateinische Chronik zu erwähnen, die Moranvillé zum ersten Male herausgibt[5]. Der bis jetzt allein vorliegende 1. Band umfasst die Jahre 1270–1325. Die Compilation, die in einer einzigen, jetzt in Bern befindlichen Handschrift vorliegt, ist schon

  1. Vgl. Bibliogr. ’92, 368 f.
  2. BECh 53, 258–63.
  3. Vgl. Bibliogr. ’93, 455 o.
  4. Lecoy de la Marche, Les relations politiques de la France avec le royaume de Majorque. Paris, Leroux. 2 Bde. xiv 519, 580 p. 20 fr.
  5. Vgl. Bibliogr. ’93, 341 b.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 147. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_147.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)