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gar oft citirt und bemerkt worden; verdient sie es, ans Tageslicht zu gelangen? Die Sache kann zweifelhaft erscheinen, denn das Werk scheint in der Form, wie wir es besitzen, unmittelbar aus dem Französischen übersetzt zu sein und liefert nur wenige zugleich neue und sichere Einzelheiten über die ersten Jahre des 14. Jahrhunderts. Gleichwohl wird die Publication Moranvillé’s vom literarischen Gesichtspunkt aus grosse Dienste leisten; sie wird vielleicht ermöglichen, endgültig die Abhängigkeit der verschiedenen Flandrischen Chroniken, die bis jetzt so unvollständig erforscht sind, festzustellen.

Die meisten der Schriften über den hundertjährigen Krieg haben Einzelheiten aus der politischen und der Verwaltungsgeschichte Frankreichs behandelt. Eine kurze Liste, möglichst chronologisch angeordnet, möge hier folgen: Finanzberichte an Philipp VI.[1]; sie stammen aus dem J. 1344 und geben einen kurzen, für den König selbst bestimmten Ueberblick über die Einnahmen und Ausgaben des Rechnungsjahres. – Der Geschichtschreiber Du Guesclin’s, S. Luce, hat neue Documente über die Rolle des späteren Connétable bei der Belagerung von Rennes im J. 1357 gefunden[2] und derselbe Verfasser hat dem Bericht über die Schlacht von l’Ecluse, wie ihn die aus dem 14. Jahrh. stammende Chronik von Pierre Cochon liefert, einige fördernde Bemerkungen gewidmet[3]. Der Verrath, den Johann von Vervins, Herr von Bosmont, ein Sprössling des Hauses Coucy, im J. 1347 beging, erregte seiner Zeit grossen Lärm; Moranvillé hat[4] den Hauptgrund dieses Verrathes, der Laon beinahe in die Hände der Engländer fallen liess, aufgedeckt. – Ch. de Puymaigre gibt einige bemerkenswerthe Nachrichten über die Beziehungen zwischen dem Französischen Hofe und König Johann von Böhmen, der bei Crecy als echter Ritter fallen sollte[5]. – S. Luce beweist in dem letzten von ihm veröffentlichten Aufsatze[6], dass der anonyme Lateinische Bericht über den Tod König Karl’s V., den Hauréau zum ersten Male herausgegeben hat, das Werk des berühmten Philipp von Mézières ist, und dass derselbe mit einigen von der Vorsicht gebotenen Abänderungen von Christine von Pisa in ihrem „Buch der Thaten Karl’s V.“ benutzt worden ist. – Jorga hat in einer Handschrift der Bibliothèque de l’Arsenal eine Anzahl Briefe gefunden[7], die denselben

  1. Note sur des rapports financiers adressés à Philippe VI (BECh 53, 111–4).
  2. Acad. des inscrr. et belles-lettres 1891. Dec. 18 u. BECh 52, 614–18.
  3. Acad. des inscrr. et belles-lettres 1891, Dec. 23.
  4. BECh 53, 605–11.
  5. Vgl. Bibliogr. ’93, 362 a und DZG VIII E 154.
  6. Corresp. 1892 Oct. 10.
  7. Vgl. Bibliogr. ’93, 365 b.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 148. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_148.jpg&oldid=- (Version vom 17.4.2023)