Seite:De DZfG 1893 10 204.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

können wir den Fürsten Wolkonsky annehmen, der der Stabschef des Kaisers Alexander und hier in Frankfurt bei der Neubearbeitung des Planes von Trachenberg ebenso thätig war wie früher bei dem ersten Entwurf und den Vorarbeiten desselben. Kurz, wir haben in diesem Aufsatz augenscheinlich die gemeinsame Vorlage vor uns, welche von Seiten Oesterreichs und Russlands dem grossen Kriegsrath vom 7. November gemacht worden ist.

Als geistigen Urheber des Entwurfes vermuthet nun Bernhardi den ehemals Sächsischen General von Langenau, welcher seit dem 27. Juli 1813 im Generalstab der Oesterreichischen Armee angestellt war, gibt aber von dessen strategischen Ansichten hier wie überall ein Bild, das mit den strategischen Gedanken dieser Denkschrift in unversöhnbarem Widerspruch steht, dergestalt, dass man sagen muss, entweder Langenau ist Verfasser dieser Denkschrift und dann ist alles, was Bernhardi über seine strategischen Ansichten sagt, nicht richtig, oder das letztere ist richtig und dann kann Langenau niemals eine Denkschrift wie diese verfasst haben.

S. 22/23 behauptet Bernhardi, wo er von dem Anfang der Berathungen vom 7. November redet: „Die Oesterreicher aber hatten für den sehr unerwünschten Fall, dass der Kampf fortgesetzt werden müsste, ihrerseits schon Entwürfe in Bereitschaft, die von Langenau herrührten, und dem Kaiser Alexander, wie sich ergibt, zunächst insbesondere mitgetheilt wurden“. Von diesen Plänen wird gesagt, sie seien ganz und gar von jener Schulstrategie der alten Zeit erfüllt gewesen, der der Besitz „strategischer Punkte“ über alles ging und hätten sich schliesslich in dem Antrag ausgedrückt, durch Blücher bloss Mainz beobachten zu lassen, mit der Hauptarmee aber die Schweiz in Besitz zu nehmen und von dort aus das „beherrschende Plateau von Langres“ zu erreichen. Auf S. 50 sagt Bernhardi: „Langenau’s Plan lag schliesslich in einem Aufsatz vor, den Fürst Schwarzenberg in französischer Sprache eigenhändig niedergeschrieben hat“, und nun folgt die Wiedergabe der Denkschrift, die uns eben beschäftigt, in der aber, wie gesagt, weder von der Schweiz noch von Langres, noch von irgend einem „strategischen Punkt“ auch nur mit einem Wort die Rede ist. Vielmehr athmet die ganze Ausführung in jedem Satz den Geist der neuen

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_204.jpg&oldid=- (Version vom 30.4.2023)