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brauchten die Heere der Verbündeten nicht mehr als vierzehn Tage, spätestens am 20. November könnten und müssten die neuen Operationen von allen Seiten begonnen werden.

Für diese entlehnt nun Radetzky ganz wie Schwarzenberg aus dem Trachenberger Plan den leitenden Grundsatz, den Kaiser Napoleon auf mehreren Seiten so anzugreifen, dass er seine Kräfte theilen und alle übrigen Punkte ihrem Schicksal überlassen müsse, wenn er gegen einen derselben mit Ernst vorrücken wolle. Zu diesem Zwecke müsse jede Armee ihre Operationen so einrichten, dass es Napoleon nicht gelinge, die verschiedenen Angriffspunkte rasch zu unterstützen; jede dieser Armeen müsse so stark gemacht werden, dass sie gleichermassen zu Angriff und Vertheidigung befähigt sei; ihre Verstärkung auf diesen Fuss müsse unbedingt vollzogen sein in dem Augenblick, da die Französischen Armeen hergestellt sein würden; bis dahin aber dürfe mit dem Beginn der Operationen nicht gewartet werden, weil den Streitkräften des Feindes die eigenen weit überlegen seien.

Für den Aufmarsch der Armeen selbst entwirft Radetzky folgenden Plan:

1. Die Armee des Generals Wrede, die er bis 1. Februar auf 115 000 Mann verstärken will, bleibt am Mittelrhein so lange in der Defensive, bis die Hauptarmee links und die Blücher’sche Armee rechts zum Angriff schreitet.

2. Die Hauptarmee, welche bis Ende Januar 120 000 Oesterreicher und 60 000 Russen (= 180 000 Mann) zählen soll, marschirt spätestens den 20. November links ab, und über Offenburg und Basel nach Bern, wo sie den 13. December eintrifft. Von Bern richtet sie sich über Lausanne nach Genf, wo sie den 25. December ankommen kann.

3. Die Armee Blücher’s wird durch die Corps Tauentzien, Bülow und Kleist bis Ende Januar auf 120 000 Mann verstärkt, geht rechts bei Bonn oder Köln über den Rhein und marschirt auf Brüssel und Mecheln.

4. Der Kronprinz von Schweden wird hoffentlich bis Ende November mit Davoust fertig und wird wenigstens am 16. December die Offensive in der Front gegen Holland ergreifen können.

5. Die Armee von Italien muss alles anwenden, um Terrain zu gewinnen und gegen Turin vordringend ihre Verbindung

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 208. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_208.jpg&oldid=- (Version vom 1.5.2023)