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zum Marsch durch die Schweiz bekehrt und zwar nicht in dem beschränkten Umfang nach dem Plane Gneisenau’s, sondern nach dem Vorschlag Radetzky’s und mit dem Marschziel Paris.

Was war nun das Ergebniss dieses zweiten Kriegsrathes am 8. November?

Gneisenau erzählt in seinem Brief an Clausewitz: „Vergebens mache ich auf die Schwierigkeit und die Länge des Weges (über Genf und Lyon) aufmerksam, auf die moralische Kraft, die man dadurch der französischen Regierung gibt; auf die Freiheit, die dem Feinde dann bleibt, seine festen Plätze im alten Frankreich, in Brabant und Holland nicht zu besetzen und Armeen aus diesen Besatzungen zu bilden; auf den Reichthum an Hilfsmitteln der belgischen und batavischen Länder, die dem Feinde dann zu Gebot steht; auf den sehr hochwichtigen Umstand, dass dieser Feldzug in sechs Wochen erst am Genfer See seinen Anfang nehmen kann u. s. w., alles ist umsonst. Der Kaiser und die Oesterreichischen Generale fallen Knesebeck’s Meinung bei und mein Plan ward verworfen.“ Auf den Inhalt dieses seines Planes, den wir schon kennen, geht Gneisenau noch einmal ein und fügt schliesslich hinzu: „Die Rheinarmee (d. h. die Hauptarmee nach Gneisenau’s Plan) sollte soweit vordringen, dass sie Mainz, Strassburg, Landau, Luxemburg, Metz, Thionville zugleich bedroht; der Angriff von der Schweiz aus sollte nur ein zweiter Moment sein, den man von den neu zu bildenden Massen verstärken konnte. Dieser mein Plan indess, als der weniger glänzende, musste dem Schimmer des von Knesebeck’schen nachstehen, obgleich es gleichfalls in meiner Berechnung lag, bei günstigen Umständen bis nach Paris zu dringen.“

Der Kriegsrath vom 8. November änderte also den Beschluss vom 7. dahin ab, dass der Marsch durch die Schweiz statt nach dem Antrag Gneisenau’s durch ein Nebenheer, vielmehr nach dem Plane Radetzky’s auf Knesebeck’s Vorschlag mit dem Hauptheer angetreten werden, und nun auch sich bis Genf erstrecken, Paris aber zum endgültigen Marschziel haben sollte.

Radetzky und Knesebeck also sind die ersten, welche den Marsch nach Paris ins Auge fassen. Gneisenau aber kommt erst im Kampf mit dem letzteren in die Lage, auszusprechen, dass

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 211. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_211.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)