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des Abhängigkeitsverhältnisses, in dem seit 1803 die Schweiz zu Frankreich stand.

Erst nachdem dieser ganz unbesonnene Beschluss gefasst war, erschienen in Zürich die beiden Abgesandten der Kaiser von Russland und Oesterreich, Graf Capo d’Istria und Ritter von Lebzeltern[1], die den Auftrag hatten, die Eidgenossenschaft zum gütlichen Anschluss an die Verbündeten zu bewegen. Im Hauptquartier zu Frankfurt erschienen am 3. December[2] als Abgesandte der Schweiz der Landammann Aloys von Reding und der Alt-Seckelmeister von Escher aus Zürich, die als Legationsrath der Rathsherr Hirzel aus Zürich begleitete. Ueber die Aufnahme, die sie fanden, bekam Lord Aberdeen ihren eigenen, sehr ausführlichen Bericht zu lesen, aus dem er am 5. December seinerseits berichtete: Der Kaiser von Oesterreich und Fürst Metternich sprachen in demselben Sinne, sie machten ihnen keine Aussicht darauf, dass die Neutralität der Schweiz unter den gegenwärtigen Umständen geachtet werden würde. Graf Nesselrode äusserte sich ziemlich in derselben Weise wie Fürst Metternich. Der Kaiser von Russland aber gab ihnen die zuversichtliche Zusage, dass die Neutralität geachtet werden würde. Der König von Preussen dagegen sagte ihnen, er selbst habe sich ja lange Zeit bemüht, neutral zu bleiben, aber das sei der Grund all’ seines Unglückes geworden, und als guter Freund rathe er ihnen, sie möchten solchen Gedanken aufgeben.

Kaiser Alexander, von seinem einstigen Lehrer, dem Waadtländer Cäsar Laharpe, auch hier berathen, hat durch seinen unbesonnenen Schritt den Schweizern nicht geholfen, den Verbündeten aber ernsten Schaden gethan, denn durch den Widerstand, den er dem Einmarsch in die Schweiz beinahe vier Wochen lang entgegensetzte, ward den Vorbereitungen des Masseneinbruchs in Frankreich empfindlicher Zeitverlust bereitet, alle Fragen, die mühselig in’s Klare gebracht waren, in’s Unklare zurückgeworfen, allen Stimmen des Zweifels und des Kleinmuthes von neuem Raum

  1. Die am 11. November für den letzteren ausgestellten Weisungen des Fürsten Metternich habe ich veröffentlicht im Hist. Taschenbuch. 6. Folge. II. Jahrgang, S. 31 ff.
  2. Allg. Zeitung 1813, Nr. 344.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_217.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)