Seite:De DZfG 1893 10 228.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

ihm das zu, aber setzte bei, in ihrer Lage hätten sie auch unrecht daran gethan. Nur ein Thor kann aus den Niederlanden nach Paris vordringen wollen, wenn die dreifache Festungsreihe besetzt ist, wie sie es sein muss. Zudem stand Eugen mit 50 000 Mann, Marlborough mit etwa 30 000 Mann, während ich 400 000 gegen einen vernichteten Gegner führe. Dass Eugen, wo die Verhältnisse mit den meinigen ähnlicher waren, auch auf sein Object losgegangen ist, ohne sich durch Festungen paralysiren zu lassen, beweist sein Marsch auf Turin“ u. s. w.

Ueber den Gang, welchen die Verhandlungen genommen haben, seit über die Behandlung der Neutralität der Schweiz Meinungsverschiedenheit entstand, liegen nur Andeutungen vor.

Auf der im Kriegsarchiv zu Wien befindlichen Abschrift des oben besprochenen Gneisenau’schen Planes vom 24. November stehen die Worte: „Operationsplan, welchen General von Gneisenau, vom 24. November datirt, der Frankfurter Conferenz zur Berathung vorlegte“.

Aus dieser Ueberschrift kann man schliessen, dass am 24. November, dem Tag, an welchem aus Paris Antwort auf die Eröffnungen St. Aignan’s eingetroffen war, ein neuer Kriegsrath stattgefunden hat, in welchem erstens der Widerspruch des Kaisers Alexander gegen die Ausführung seines eigenen Planes vom 8. November, zweitens die Denkschriften Radetzky’s vom 19. und 21. November, drittens der neue Plan Gneisenau’s vom 20. bezw. 24. November zur Verhandlung werden gekommen sein. Ist dem so, so kann aus dem Erfolg geschlossen werden, dass Gneisenau’s neuer Plan abgelehnt, der Kaiser mit seinem Protest allein geblieben, mit Rücksicht aber auf ihn nach dem nunmehrigen Antrage Radetzky’s beschlossen worden ist, die Hauptarmee nicht durch die Schweiz nach Genf, sondern durch die Freigrafschaft nach Langres zu senden.

Eine Bestätigung dieser Annahme kann man in einem Berichte finden, welchen General Charles Stewart am 24. November aus Frankfurt erstattet hat und in welchem wir folgende sehr bemerkenswerthe Ausführungen lesen: „Seit meiner Ankunft in Frankfurt habe ich nicht erfahren, ob irgend eine endgiltige Beschlussfassung (über den Feldzugsplan) stattgefunden hat und ich möchte glauben, dass, obwohl die Armee im Marsche ist, noch manche Veränderung eintreten kann, bevor der Plan selber sich entwickelt.

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 228. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_228.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)