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Man nimmt sich vor (on se propose), den Rhein bei Basel oder etwas unterhalb, ausser dem Schweizer Gebiet (hors du territoire suisse) zu überschreiten und die Operationen in’s Innere Frankreichs zu tragen. Bietet dieser Plan nicht die allergrösste Gefahr dar, so lange wir nicht Herren der Schweiz sind oder sie sich nicht für uns erklärt hat? Wenn unsere Armeen ihr Gebiet durchziehen, aber im Uebrigen ihre Neutralität anerkennen, so können sich die Franzosen dieselbe Freiheit nehmen und selbst wenn unsere Armeen sie achteten, müssten wir nicht fürchten, dass der Feind in die Schweiz eindränge auf den ihm offen bleibenden Wegen, z. B. über Genf und uns dann in den Rücken fiele? Welche Schwierigkeiten würde nicht ein Rückzug unter solchen Umständen haben, zumal wenn er die Folge eines Fehlschlags wäre und der Rhein von Eis starrte, was doch in dieser Jahreszeit von einem Tag auf den anderen eintreten könnte? Auch eine gesunde Politik könnte uns für den Augenblick die Weiterverfolgung dieses Planes untersagen, denn wenn wir in’s Innere des alten Frankreich eindringen, während Napoleon sich zu Friedensverhandlungen erbietet, erleichtern wir ihm die Vereinigung aller Kräfte des Widerstandes. Wäre es also nicht besser, den fraglichen Plan zu vertagen, bis das Ergebniss der jetzigen Verhandlungen bekannt würde und uns Beweismittel an die Hand gäbe, um dem Französischen Volke darzuthun, dass es sich lediglich an seinen Souverain zu halten hat, wenn es den Kriegsschauplatz in sein Land verlegt sieht, trotz des Wunsches der Verbündeten, ihm den Frieden zu geben?

„Sollte man nicht warten, bis die Schweiz für unser Interesse gewonnen wäre, bis der Frühling die Operationen begünstigte, bis die Armeen durch Rekruten ergänzt, durch die Aushebungen in Deutschland vermehrt, mit Schiessbedarf versehen und für ein so grosses Unternehmen mit allem Erforderlichen ausgerüstet wären? Nehmen wir an, es gelänge uns, in das Herz Frankreichs einzudringen, könnten wir hoffen, unsere Fahnen in Paris aufzupflanzen, irgend etwas Entscheidendes auszurichten, wenn wir uns nicht vorher mit diesen Mitteln versorgt hätten? Und was hätten wir geleistet, wenn wir etwa auf halbem Wege umkehren müssten! Ein Scheitern in Frankreich würde uns weit hinter das zurückwerfen, was wir erreicht haben, würde die öffentliche

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 235. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_235.jpg&oldid=- (Version vom 2.5.2023)