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erwähnte Denkschrift schrieb über das Thema: Der Aufmarsch, den die Hauptarmee genommen hat in der vor einer Woche auch von Kaiser Alexander gebilligten Absicht, die Schweiz zu besetzen – dieser Aufmarsch ist vollendet, ein Rückwärts gibt es nicht mehr[1].

Nach den Tagesnachrichten der „Allgemeinen Zeitung“ war das grosse Hauptquartier der Oesterreichischen Armee unter Fürst Schwarzenberg am 7. December von Frankfurt nach dem Neckar aufgebrochen und Fürst Metternich am 12. December von dort abgereist. Folglich muss sein Brief an Fürst Schwarzenberg nach dem 7. und vor dem 12. December geschrieben sein. Kaiser Franz und Fürst Metternich kamen am 15. December in Freiburg an.

Eben die Lage, die durch Radetzky’s Denkschrift vom 13. December gezeichnet wird, bildet auch den Hintergrund unseres Briefes. Die Armee war an der Grenze der Schweiz aufmarschirt, während Kaiser Alexander vom Fürsten Metternich mit Worten hingehalten ward, bis sein Widerspruch durch vollendete Thatsachen überwunden war. So war Oesterreichischerseits das „Uebereinkommen“ vom 4. December ausgelegt worden: In Worten blieb die Entscheidung der Schweizer Frage ausgesetzt, aber in Ereignissen ward sie vorbereitet, durch die in einem gegebenen Augenblick der ganze Wortstreit in Wegfall kam.

Für die militärischen unter diesen Ereignissen sorgte die Armee, für die politischen sorgte die Diplomatie. Die unterirdische Bearbeitung der Behörden in Zürich war Sache des Ritters von Lebzeltern, der mit Graf Capo d’Istria unter falschem Namen schon Mitte November an seinem Bestimmungsort eingetroffen war. Die Bearbeitung der Behörden in Bern ward im December dem ehemals Sächsischen Minister Grafen Senftt-Pilsach aufgetragen und da auch die Absendung dieses letzteren als bereits erfolgt in unserem Briefe erwähnt wird, so hätten wir für die nähere Bestimmung der Abfassungszeit desselben einen neuen Anhaltspunkt. In seinen Mémoires (Leipzig 1863, S. 244) erzählt Senfft, seine Sendung nach Bern sei in Frankfurt ganz anders geplant gewesen, als sie sich nachher

  1. Vgl. mein Zeitalter der Revolution II, 720–21.
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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 245. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_245.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)