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nicht abhold sind; und eine Streitmacht von nicht weniger als 180 000 Mann wird an der verwundbarsten Stelle der Grenze Frankreichs aufmarschiren.

„Da die Armee nur durch befreundetes Land kam, ward beim Marsch den Rhein hinauf keine Zeit verloren, denn die Truppen rückten in kleinen Märschen vor und hatten Musse zur Rast, ohne dass man in völliger Unthätigkeit verblieb.

„Unnöthig scheint, noch auf die Frage der Neutralität der Schweiz einzugehen. Ew. Lordschaft muss Genugthuung darüber empfinden, dass eine Neutralität, die ganz und gar zum Vortheil des Feindes, eine Verfassung, die seinen Ansichten entsprach, eine Regierung, die von seiner Laune abhing und ganz und gar das Geschöpf seiner Hände war, niemals aufrecht bleiben durfte, entgegen den Interessen Europas und den laut ausgesprochenen Gesinnungen der grossen Masse der Bevölkerung des Landes. Ich betrachte die Wiederaufrichtung des alten Standes der Dinge in der Schweiz als einen wichtigen Gewinn, von dem zweifelhaft ist, ob er ohne die Anwesenheit der Grossen Armee erzielt worden wäre.

„Abgesehen von der imponirenden Haltung, welche eine Aufstellung an der Schweizer Grenze Frankreich gegenüber gewährt, wird Ew. Lordschaft der grosse Vortheil nicht entgehen, welcher in der leichteren Verbindung mit der Italienischen Armee unter Feldmarschall Bellegarde, sowie in der grösseren Wahrscheinlichkeit eines Zusammenwirkens mit dem Marquis of Wellington besteht.

„General Wrede sichert unsere Verbindungen und mit einer Armee von 80 000 Mann leitet er zugleich die Belagerung von Hüningen und die Bewachung von Strassburg. Feldmarschall Blücher wird mit einer nicht geringeren Streitmacht bei Mannheim den Rhein überschreiten und dann nach den Umständen handeln. Wenn der Kronprinz von Schweden mit der Nordarmee die jüngst in Holland erfochtenen grossen Vortheile weiter verfolgen und gleichzeitig durch die Niederlande einbrechen sollte, so würde die Berennung Frankreichs vollständig sein.

„Ew. Lordschaft mag diese Ansichten zu kühn und vielleicht vermessen finden; aber sie sind gegründet auf eine Berechnung des augenblicklichen Standes unserer Kräfte und die wahrscheinlichen Aussichten auf Verstärkung derselben. Die moralische

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 252. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_252.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)