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in ihrer Art, offenbar nicht sehr gewöhnt sind an solche Kriegführung.“

Wir fassen unsere Ergebnisse zusammen. Eine „Friedenspartei“ hat es unter den Monarchen und ihren Generalen in Frankfurt nicht gegeben, d. h. kein Mensch war so thöricht zu wähnen, durch unthätiges Stehenbleiben am Rhein oder gar durch Heimsendung der Armeen werde man den Soldatenkaiser, der eben wieder 300 000 Mann zu den Waffen gerufen, zum Frieden stimmen. Nicht über das Ob?, sondern nur um das Wie? der Fortsetzung des Krieges ist gestritten worden, und bei diesem Streit standen sich ursprünglich nur rein militärische Erwägungen gegenüber, in denen wir auf der einen Seite eine alte, auf der anderen eine neue Kriegsschule unterscheiden. Die erstere hatte im Grunde nur einen unbedingten Vertreter, das war der Feldzeugmeister Duka, während Knesebeck, den man auch zu ihr rechnet, ihr nur bedingungsweise angehörte. Zur letzteren aber – man könnte sie die Kriegsschule von Trachenberg nennen – gehörten mit Blücher und Gneisenau auch die Oesterreicher Schwarzenberg, Radetzky, Langenau, und ihr gemeinsames Werk war der Plan, welcher in dem Kriegsrath vom 7. November vorbereitet, in dem vom 8. November beschlossen ward und dessen Hauptbestimmung die war: Marsch der Hauptarmee durch die Schweiz nach Genf[1].

Wie dieser Gedanke durch ein Zusammenwirken von Gneisenau und Radetzky, von Knesebeck und Kaiser Alexander zur Gestaltung gekommen ist, haben wir gesehen; zur Vervollständigung des Bildes, das wir von der damaligen Denkweise des Kaisers Alexanders haben, füge ich nur noch hinzu, dass in derjenigen Abschrift seines Aufsatzes vom 8. November, welche sich in den Papieren des Generals Stewart gefunden hat, mit Bezug auf die Hauptarmee am Rande die Worte stehen: doit agir par la Suisse pour pénétrer en France par le Jura.

Grundlage dieses Planes war die Voraussetzung, dass die Schweiz sich freiwillig den Verbündeten anschliessen und freiwillig ihre Grenzen dem Einmarsch ihrer Armeen öffnen würde. Statt dessen erklärte die Tagsatzung zu Zürich bewaffnete Neutralität und Kaiser Alexander forderte im Widerspruch mit seinen

  1. Siehe S. 211.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 255. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_255.jpg&oldid=- (Version vom 3.5.2023)