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auf eigene Hand heimgekehrt war, nimmt eine selbständige Stellung gegen den König ein. Heinrich der Löwe, als Herzog von Sachsen anerkannt, nennt sich „Herzog von Sachsen und von Baiern“ und geht gegen den König sowohl im Wege gerichtlicher Klage, als auch gleichzeitig an der Spitze eines Heeres vor, um sein Recht auf das zweite Herzogthum geltend zu machen. Schon hat auch Heinrich der Löwe auf einen Anhang unter den Baierischen Fürsten und Magnaten zu rechnen. Aber seine an Stärke zunehmende Stellung fängt bereits an, ihn seinen Sächsischen Nachbarn gefährlich zu machen. Es bildet sich unter den Sächsischen Fürsten eine Oppositionspartei gegen Heinrich den Löwen, welche mit König Konrad gemeinsame Sache macht.

Zu den Verwandten der Welfen, auf welche diese bis zu einem gewissen Grade rechnen konnten, gehörte auch der Herzog Friedrich von Schwaben. Er war ein Neffe des Grafen Welf und ein Vetter Heinrich’s des Löwen. Aber er war ebenso ein Neffe König Konrad’s. Dem entsprechend lernen wir den Herzog Friedrich in diesen Jahren in einer Stellung kennen, in welcher er den Welfen durch Thun oder Lassen Vorschub leistete, ohne es jedoch mit seinem königlichen Oheim zu verderben. Auf dem Boden seines Herzogthums war es, dass im Jahre 1150 Graf Welf seinen Aufruhr mit den Waffen in der Hand begonnen hat, ohne dass er ihm entgegen getreten wäre; zur Abwehr gegen Welf auf Schwäbischem Boden hatte Konrad den dortigen Herzog nicht zur Verfügung, es wird als officieller Führer ein Sohn Konrad’s genannt, der noch ein Knabe war. Ebenfalls auf dem Boden des Schwäbischen Herzogthums war es im Jahre darauf (1151), dass Heinrich der Löwe, den der König hier festgehalten glaubte, entkam, um diesen vor Braunschweig zu überraschen und zu vertreiben. In beiden Fällen erscheint der Herzog von Schwaben zu den Welfen etwa in dem Verhältnisse wohlwollender Neutralität. Unter allen Verwandten der Welfen war er der Geeignetste, wenn es sich um Vermittlung bei dem Könige oder sonst um Verhandlungen handelte. Bei dem Ausgleich mit dem Grafen Welf, der in der Hauptsache dazu führte, dass Konrad den Frieden erkaufte, wird Friedrich ausdrücklich als derjenige genannt, der zwischen seinen beiden Oheimen vermittelte und für Welf die Bürgschaft übernahm. In dem Process um Baiern verfügt Heinrich der Löwe im Fürstengericht über eine Mehrheit, die gross

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Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 311. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_311.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)