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den Kampf für die Unabhängigkeit seiner Kirche vom Mainzer Erzsprengel durchfocht, ein erklärter Vertrauensmann Friedrich’s war. Zu den Babenbergern kam ferner hinzu ihr ganzer Baierischer Anhang: die von ihnen zu Lehen gehenden Grafen Ostbaierns um Inn, Salzach und Enns (Ortenburg, Reichenhall, Schala, Pütten, Burghausen, Plain)[1], sowie die Markgrafen von Vohburg. (Möglicherweise müssen wir auch zu diesen Gegnern Friedrich’s den Erzbischof Hartwig von Bremen mitrechnen.)

Im Laufe von mehreren Wochen war das ganze System von Verabredungen, Versprechungen oder Verheissungen, welches erforderlich war, um jene grosse Gruppe zusammenzuhalten und noch zu vergrössern, zum Abschluss gebracht. Der Erfolg war, dass Herzog Friedrich von Schwaben über einen so überwältigend grossen Theil der Deutschen Fürsten verfügte, wie seit Menschengedenken nie ein Candidat bei Beginn einer Wahl verfügt hatte. Für einen Augenblick übernahm der Erzbischof von Mainz eine Art Führung der Wahlopposition, fiel aber vollständig damit ab. Ob die Opposition sich schliesslich fügte und dem offenbar siegreichen Candidaten nun ebenfalls ihre Stimme gab, oder ob sie sich vor der formellen Abstimmung entfernte, wissen wir nicht. Die Thatsache aber steht fest, dass das Ergebniss der formellen Abstimmung eine einmüthige Wahl war und dass keine Aufstellung eines Gegenkönigs, keine Versagung der Anerkennung erfolgte; ein Ereigniss, wie es in der ganzen damals lebenden Generation kein Einziger erlebt hatte.

Und nun erfolgte die Ausführung der Verabredungen des Gewählten mit seinen Wählern. Zum Theil handelte es sich hier bloss um die Effectuirung fester Zusagen, zum anderen Theil aber auch um die Durchführung der in Aussicht genommenen Verhandlungen, Abfindungen und Ausgleichungen im einzelnen. Ohne dass wir sagen können, wie viel davon auf die eine oder die andere dieser Kategorien zu rechnen ist, erhalten wir ein ungefähr richtiges Bild der erfolgten Abmachungen an den thatsächlichen Ausführungen, wie sie im Zeitraum etwa eines Jahres (1153–1154) Schlag auf Schlag auf einander folgten.

Den beiden Welfen wurden die weitgehendsten Zugeständnisse gemacht. Graf Welf sollte als Markgraf von Tuscien

  1. Riezler, Gesch. Baierns 1, S. 661. 662.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 313. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_313.jpg&oldid=- (Version vom 11.4.2023)