Seite:De DZfG 1893 10 356.jpg

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.

Das gräfl. v. Mirbach’sche Familien-Archiv zu Harff (Rheinprovinz) ist durch Leonh. Korth im Auftrage des Grafen Ernst von Mirbach-Harff geordnet worden. Dasselbe enthält über 2000 Pergament-Urkk. von 1144 ab, zahlreiche Acten zur Reichs- und Territorial-G. vom 14. Jh. ab, dann in grosser Zahl Urbare, Weisthümer etc. Das Archiv ist mit grosser Munificenz musterhaft eingerichtet. Ein Repertorium der Urkunden gibt L. Korth in den Annalen des Historischen Vereins f. d. Niederrhein, der diese Publication unterstützt, heraus (s. Bibl. Nr. 535 u. 3090 a).

[500

Von einer Französischen Darstellung Deutscher Archiveinrichtungen ist weiter unten bei den Handbüchern die Rede.

In Preussen sind neue Bestimmungen über die Vorbildung für den staatlichen Bibliotheksdienst erschienen, auf die wir, der Anregung eines Fachgenossen folgend, hier aufmerksam machen. Es werden künftig für die Zulassung zum Volontärdienst das Reifezeugniss eines humanist. Gymnasiums, die Absolvirung eines Staatsexamens (für Historiker also der höheren Lehramtsprüfung) und der Doctortitel verlangt (nicht etwa Doctor- oder Staatsexamen, sondern beide neben einander); dann folgt ein zweijähriger Volontärdienst, von denen das 2. Jahr mit einem in Göttingen eingerichteten zweisemestrigen Studium der Bibl.-Wissenschaften verbunden werden kann, und diese Volontärzeit wird dann durch eine mündliche bibliothekar. Fachprüfung vor einer vom Minister ernannten Commission von drei Mitgliedern abgeschlossen. – So sehr wir Historiker, die wir auf die Benützung von Bibliotheken so stark angewiesen sind, uns des Fortschrittes freuen, dass diese Anstalten jetzt von geschulten Bibliotheksbeamten verwaltet werden, während sie lange Zeit vielfach Versorgungsstätten für Gelehrte von ganz anders gearteten Interessen waren, – so wenig wird es einleuchten, dass unsern jungen Fachgenossen und den Studirenden verwandter Fächer für die Zulassung zum Bibliotheksdienst nun diese enge Schablone (humanist. Gymnasien, Staatsexamen und Doctorexamen) auferlegt wird, als ob nicht eine tüchtige wissenschaftliche Vorbereitung auch ohne dieses Spiessruthenlaufen durch Examina möglich wäre. Es ist sonderbar: Jedermann erkennt eigentlich an, dass Unterricht und wissenschaftliche Studien durch die Examina, die leider als nothwendige Uebel nicht beseitigt werden können, auf das lästigste eingeengt werden; und dabei führt man sie auf Gebieten, wo man froh sein sollte, ohne diese Examenszwangsjacke auskommen zu können, in verstärktem Masse ein.

[501

Eine ungesunde Ausdehnung hat das Museumswesen in Braunschweig gewonnen. Seit längerer Zeit existiren dort zwei Museen neben einander: das aus verschiedenen alten Beständen erwachsene herzogliche Museum, im wesentlichen eine Kunstsammlung, wenn auch Einzelnes nicht ganz in diesen Rahmen hineinpasst, und das im J. 1865 eröffnete städtische Museum, in dem von Anfang an Alterthümer des ganzen Landes gesammelt wurden, so dass es wohl als ein culturhistor. Landesmuseum gelten kann. Daneben ist nun im Anschluss an eine im J. 1890 veranstaltete Ausstellung von Erinnerungen aus den Napoleonischen Kriegen ein neues „vaterländisches Museum“ gegründet worden, das von Einigen zuerst als blosse Ruhmeshalle d. Braunschw. Herzoge und ihrer Truppen gedacht war, eine Beschränkung,

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 356. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_356.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2023)