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die aber keine Annahme gefunden hat. Die Gebiete der beiden bisherigen Museen berühren sich zwar auch in einigen Punkten, sind aber im grossen und ganzen doch klar genug geschieden; das neue „vaterländ. Museum“ aber sammelt zum grossen Theil Dinge, für die es mit einer der beiden älteren Anstalten concurrirt.

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Nicht sehr erfreulich sind die Verhältnisse in Hamburg, über die uns eine lesenswerthe kleine Schrift W. H. Mielck’s „Vergangenheit und Zukunft der Sammlung Hamburgischer Alterthümer“ unterrichtet (Hamb., Voss. 69 p.). Lange Zeit sind dort die vorhandenen Sammlungen in schlimmster Weise vernachlässigt worden, und auch, nachdem sich einiges gebessert hatte, blieben die dem Museum zugewiesenen Räume im Untergeschoss des Gymnasialgebäudes in Bezug auf Flächenausdehnung, Höhe, Licht und Heizbarkeit völlig unzureichend. Erst jetzt soll dem kläglichen Zustand ein Ende gemacht werden, z. Th. auf Betreiben eines neu entstandenen Museumsvereins, der aus dem Geschichtsverein herausgewachsen ist und sich jetzt der Sammlungen annimmt. Man hat den Sammlungen das ganze Geschoss eingeräumt und dasselbe im Laufe des Jahres umgebaut. Wenn nun auch noch zwei Lichthöfe für Unterbringung der Baureste verfügbar geworden sind, so hofft man eine angemessene Aufstellung des Ganzen zu ermöglichen. Einige Jahre werden freilich noch darüber vergehen, bis alles in Ordnung ist, und von einem Museum wie dem Frankfurter wird man dann immer noch ziemlich weit entfernt sein.

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In Frankfurt a. M. war das Bedürfniss hervorgetreten, für das Historische Museum, das in den 70er Jahren im Erdgeschoss des damals neu erbauten Archivgebäudes untergebracht war, erweiterte Räumlichkeiten zu schaffen. Das ist nun durch den Umbau des daran stossenden alten „Leinwandhauses“ (eines Gebäudes vom Ende des 14. Jhs.) in ausgiebiger und vortrefflicher Weise geschehen. In den schönen, weiten Räumen kommt erst recht zur Geltung, welchen Werth die Sammlungen zur Erläuterung der städtischen Entwicklung und der Frankfurt berührenden allgemeineren Geschichte besitzen. Das Museum beherbergt daneben auch einige Abtheilungen, die aus diesem Rahmen heraustreten, so eine ethnographische Sammlung. Für seine Vermehrung und Verwaltung sorgt die Stadt; ausserdem sammelt ein Museums-Verein jährliche Beiträge zu Schenkungen an die Anstalt.

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Auf die vom 4. August bis 11. Sept. in Würzburg veranstaltete „Fränkische Ausstellung von Alterthümern in Kunst und Kunstgewerbe“ weisen wir hier noch hin, da sie für die weitere Entwicklung des neugegründeten Fränkischen Kunst- und Alterthumsvereins, der die Gründung eines Museums anstrebt, wichtig werden kann. Die Sammlung war aus kgl. Schlössern, aus Kirchen und aus Privatbesitz reich beschickt, und es wurde ein glänzendes Gesammtbild vom Kunstgewerbe, namentlich der 2. Hälfte des 17. und des ganzen 18. Jahrhunderts geboten. Vieles wurde zum erstenmale einem grösseren Publicum zugänglich, dagegen sind keine völlig unbekannten Kunstwerke von höherem histor. Werth bei dieser Gelegenheit zu Tage gekommen. Ein knapp gehaltener Katalog der Ausstellung und photographische Aufnahmen von hervorragenden Ausstellungsobjecten sind erschienen.

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Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1893, Seite 357. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1893_10_357.jpg&oldid=- (Version vom 25.4.2023)