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invenisset, suo labore recuperavit et opulentum fecit[1]. Rückhaltlose Anerkennung findet also hier die dreissigjährige segensreiche Friedensherrschaft Theoderich’s, seine Duldsamkeit gegen die Katholiken, die Wiederherstellung der zerrütteten Finanzen, seine Bauten, seine Freigebigkeit. Werthvoller noch ist das Zeugniss des Byzantinischen Geschichtsschreibers Prokop. Derselbe rühmt die hohe Gerechtigkeit und edle Milde Theoderich’s; obwohl ein Usurpator, habe er an Herrschertugenden keinem der edlen Imperatoren nachgestanden, ja die Italiker hätten ihn ebenso geliebt wie seine Gothen; ein Schrecken der Feinde, sei er gleichzeitig ein Liebling seiner Italischen Unterthanen gewesen, welche später seine Herrschaft zurückgesehnt hätten[2][WS 1].

Allein vergeblich waren die Bemühungen des grossen Königs die Römer dauernd für sich zu gewinnen, sie allmählich mit der Gothischen Fremdherrschaft auszusöhnen und ihre Verschmelzung mit seinen Ostgothen anzubahnen. In ihren Augen blieb er der barbarische Usurpator, der Arianische Ketzer. Der Glaubensgegensatz liess sich nicht überbrücken[3] und wurde nach verschiedenen einzelnen Symptomen dauernd offenkundig, als nach dem monophysitischen, also „ketzerischen“ Anastasius mit Justin I. 518 wieder ein katholisch-orthodoxer Kaiser auf den Byzantinischen Thron kam, der in seinem fanatischen Eifer nach anfänglicher Schonung seit 523 oder 524 auch die Arianer verfolgte

  1. Anon. Vales. § 59 ff. Die veränderte Regierungsweise Theoderich’s in den letzten drei Jahren glaubt der sogenannte Anon. Val. auf eine directe Einwirkung des Bösen zurückführen zu müssen, vgl. § 83: Ex eo enim invenit diabolus locum, quem ad modum hominem bene rempublicam sine querella gubernantem subriperet.
  2. Prok. de bello Gothico I, 1: δικαιοσύνης τε γὰρ ὑπερφυῶς ἐπεμελήσατο καὶ τοὺς νόμους ἐν τῷ βεβαίῳ διεσώσατο. – καὶ ἀδίκημα σχεδόν τι οὐδὲν οὔτε αὐτὸς ἐς τοὺς ἀρχομένους εἰργάζετο οὔτε τῳ ἄλλῳ τὰ τοιαῦτα ἐγκεχειρηκότι ἐπέτρεπε. – ἦν τε ὁ Θευδέριχος λόγῳ μὲν τύραννος, ἔργῳ δὲ βασιλεὺς ἀληθὴς τῶν ἐν ταύτῃ τῇ τιμῇ τὸ ἐξ ἀρχῆς ηὐδοκιμηκότων οὐδενὸς ἧσσον, ἔρως τε αὐτοῦ ἔν τε Γότθοις καὶ Ἰταλιώταις πολὺς ἤκμασε – ἐτελεύτησε, φοβερὸς μὲν τοῖς πολεμίοις γεγονὼς ἅπασι, πόθον δὲ αὑτοῦ πολύν τινα ἐς τοὺς ὑπηκόους ἀπολιπών.
  3. Die Reiche der Vandalen und Ostgothen scheiterten mehr noch an diesem Glaubensgegensatz, der den orthodoxen Byzantinern in die Hände arbeitete, als an der überlegenen Taktik eines Belisar und Narses. Chlodwig der Franke hat ihn glücklich vermieden, Agilulf und Rekkared traten gerade noch rechtzeitig für den Bestand des Langobardischen und Westgothischen Reiches zum Katholicismus über.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage (in der Anmerkung): οὔτε τῷ ἄλλῳ; βασιλεὺς ἀληθής; οὐδενὸς ἣσσων; πολεμίοις γεγονώς ἅπασι
Empfohlene Zitierweise:
Gerhard Schneege: Theoderich der Grosse in der kirchlichen Tradition des Mittelalters und in der Deutschen Heldensage. In: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Band 11 (1894), S. 18–45. Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, Freiburg i. Br., Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_020.jpg&oldid=- (Version vom 5.5.2023)