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von Bischof Marco stamme wahrscheinlich erst aus der Zeit der Erneuerung des Bisthums Aldenburg unter Heinrich dem Löwen und möge damals erfunden sein, um Ansprüche desselben auf Schleswig zu begünstigen. Den Weg dazu habe die Nachricht Adam’s[1] von der Errichtung der Schleswigschen Mark durch König Heinrich I. gebahnt, bei welcher der Name des Markgrafen nicht angegeben sei. Diesem Markgrafen möge Schleswig sowie Aldenburg zum Schutze übertragen sein; dadurch sei die Sage von einem Marco, Bischof von Schleswig und Aldenburg entstanden, zu der, soweit sie Schleswig betreffe, selbst die unabsichtliche Auslassung eines Buchstabens im Titel „marchio“ den Grund gelegt haben könne. In Uebereinstimmung mit Lappenberg haben später[2] Völkel[3] und Hirsekorn[4] sich geäussert; auch Dehio[5] hat die Erzählungen Helmold’s von der ältesten Geschichte Aldenburgs, von seiner ursprünglichen Zugehörigkeit zur Magdeburger Kirchenprovinz und von dem ersten Bischof Marco für „handgreifliche Erfindungen“ gehalten und den Vermuthungen Lappenberg’s über Ursprung und Tendenz dieser Erfindungen das Lob des Scharfsinns gespendet; aber er ist noch einen Schritt über Lappenberg hinausgegangen, indem er meint[6], dass Helmold’s und überhaupt

  1. l. c. 1, 59: Heinricus victor apud Sliaswich regni terminos ponens, ibi et marchionem statuit et Saxonum coloniam habitare precepit.
  2. Wigger, Mecklenburg. Annalen (1860) S. 134, der die Hypothese der Entstehung des Namens Marco aus „marchio“ mit Recht ablehnt, hält es doch für möglich, dass die Wendensage den Bischof mit dem Markgrafen confundirt habe. Er bezieht sich dabei auch auf Waitz, Schleswig-Holsteins Gesch. I, 31, der die Vermuthung aufgestellt hat, dass die Mark Schleswig, das Land zwischen Schlei und Eider, einst dem Aldenburgischen Wendenbischof untergeordnet gewesen sei und dass darin die Angabe Helmold’s ihre Erklärung finde. Laspeyres, Die Bekehrung Nordalbingiens S. 85 ff. redet zwar über Helmold’s Bericht weitläufig genug, kommt aber zu keinem klaren Endurtheil über denselben. – Dümmler, Otto I. S. 505 N. 2 hat sich damit begnügt, unter Verweisung auf Lappenberg und Hirsekorn die Erzählungen Helmold’s über Marco als Adam’s Zeugniss gegenüber nicht ins Gewicht fallend zu bezeichnen; doch hat er die Angabe Helmold’s, dass Aldenburg ursprünglich unter Magdeburg habe stehen sollen, unbeanstandet in seine Darstellung aufgenommen: Adam sagt von einer solchen ursprünglichen Absicht des Kaisers nichts, sondern berichtet nur, dass von den sechs Slavenbisthümern zwar fünf unter Magdeburg, das sechste aber aus Rücksichten auf die geographische Lage unter Hamburg gestellt sei.
  3. Die Slavenchronik Helmold’s. Diss. Götting. 1873. S. 25 f.
  4. Die Slavenchronik des Presbyter Helmold. Diss. Halle 1874. S. 18.
  5. Gesch. des Erzbisthums Hamburg-Bremen I, S. 23 Anm.
  6. Dehio folgt übrigens hier, wie er selbst zu erkennen gibt, einer Andeutung von Hirsekorn S. 18.
Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 155. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_155.jpg&oldid=- (Version vom 8.5.2023)