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die Zeitschrift auch Besprechungen, bibliographische Notizen und Mittheilungen bringen. Sie erscheint in Russischer Sprache, doch soll für Referate, sowie für wichtigere Originalartikel auch das Neugriechische zugelassen werden. Der Umfang ist auf jährlich 4 Hefte zu 10–12 Druckbogen berechnet; der Preis beträgt in Russland 5 Rubel, im Ausland 12 ½ M. oder 16 Fr. An der Spitze des Unternehmens stehen der Akademiker V. G. Vasiljevskij und der Privatdocent v. Regel in Petersburg. Das erste Heft sollte im April ausgegeben werden.

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Die Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen, herausgegeben von A. Oncken, ist um die Jahreswende zum Abschluss gelangt. Am längsten waren die von G. Droysen und B. Erdmannsdörffer übernommenen Bände rückständig geblieben. An Stelle Droysen’s ist schliesslich G. Winter rasch für das Zeitalter des 30jähr. Krieges eingetreten, während Erdmannsdörffer (vermuthlich auch nicht, ohne schliesslich mehr als ihm lieb sein mochte, eilen zu müssen) sein Werk selbst zu Ende geführt hat. Mit berechtigtem Stolz bemerkt der Herausgeber, dass die „Allgemeine Geschichte“ das erste gross angelegte Sammelwerk histor. Inhalts sei, das überhaupt zur vollständigen Ausführung seines Programms gelange. Es ist ein Koloss geworden, weit hinausgewachsen über den ursprünglich vorgesehenen Umfang. Selbstverständlich vereinigt es ungleiche Bestandtheile in sich: so hervorragende Werke wie z. B. Bezold’s Reformations-G. und Erdmannsdörffer’s preisgekrönte Bände stehen neben schwächeren Leistungen; in Anlage und Behandlungsweise ist vollends keine Gleichmässigkeit vorhanden. Das sind Uebelstände, die mit einem Sammelwerke unvermeidlich verbunden sind. Aber im Ganzen? Das Oncken’sche Unternehmen hat unleugbare Verdienste: es hat zu grossen zusammenfassenden Darstellungen angeregt in einer Zeit, wo der einzelne Forscher sich nur schwer über das Specialistenthum erhob; es hat, wie gesagt, dabei auch zu ausgezeichneten Arbeiten den Anstoss gegeben, die das Minus auf anderen Seiten ausgleichen; und es hat zum ersten male bei uns die Illustration im allergrössesten Maassstabe für populäre histor. Belehrung wissenschaftlich verwerthet. Aber trotzdem: da nun dieses Riesenwerk, das in gewissem Sinne zeitgemäss war, glücklich abgeschlossen ist, können wir den Wunsch nicht unterdrücken, dass der Versuch in dieser Weise so bald nicht wiederholt werde; vielleicht stimmt der Herausgeber, der die Schwierigkeiten und Uebelstände am besten kennen gelernt hat, uns darin bei. Wie möchte man diese „Weltgeschichte“ comprimiren, damit sie als Ganzes auch wirklich gelesen werden kann, und wie sehr möchte man doch zugleich an vielen Punkten die Fugen zwischen den „Einzeldarstellungen“ ausfüllen, damit man in dem Werke auch alles findet, was man in einer so grossen Weltgeschichte zu finden erwarten kann. Wird einmal wieder eine solche in einem ähnlich grossen Maassstabe begonnen, so wird es, stelle ich mir vor, nicht ohne Arbeitstheilung abgeben; aber es werden entweder wenige eng verbundene congeniale Kräfte sein, die sich vereinigen, oder ein das Ganze beherrschender Geist wird dem Werke einheitlichere Gestalt geben, ihm seinen Stempel aufdrücken

Empfohlene Zitierweise:
Verschiedene: Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft. Freiburg i. Br.: Akademische Verlagsbuchhandlung von J. C. B. Mohr, 1894, Seite 217. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_DZfG_1894_11_217.jpg&oldid=- (Version vom 11.5.2023)